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Migräne Spritze: CGRP-Antikörper gegen Migräne

Zur Prophylaxe von Migräne gibt es seit einigen Jahren sogenannte CGRP-Antikörper. Was das eigentlich ist und welche Vor- und Nachteile diese Medikamente haben, erfährst du hier.

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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App

Neues in der Migränetherapie: Die Migräne Spritze

Viele Migränebetroffene kennen es: Die verabreichten Medikamente zur Migräneprophylaxe bringen teilweise nicht die erhoffte Wirkung, oder haben teils starke Nebenwirkungen. Kein Wunder also, dass viele Betroffene schon nach kurzer Zeit die Behandlung wieder absetzen.

Seit einigen Jahren gibt es einen neuen Ansatz zur Migräneprophylaxe. Dabei handelt es sich um Antikörper, die entweder direkt unter die Haut, intravenös injiziert oder oral eingenommen werden. Diese Antikörper hemmen den Botenstoff CGRP (calcitonin gene-related peptide) oder blockieren seinen Rezeptor. So kann die Wirkung des Botenstoffs gehemmt werden und Migräne reduziert werden1-3.

CGRP und Migräne

CGRP ist also an der Entstehung einer Migräneattacke beteiligt. Um zu verstehen, wie die zur Migräneprophylaxe verabreichten CGRP-Antikörper wirken, schauen wir uns zunächst einmal an, was CGRP eigentlich genau ist.

CGRP ist ein Botenstoff – auch als Neurotransmitter bezeichnet – der zum Beispiel in schmerzsensiblen Bereichen des Gehirns nachgewiesen wurde. Er wird von bestimmten Nervenfasern freigesetzt, die die Blutgefäße der Hirnhäute umgeben. Als normale und wichtige Funktion ist CGRP an der Reizweiterleitung von Nervenimpulsen beteiligt2.

Bereits im Jahr 1985 fanden Forschende heraus, dass die CGRP-Konzentration bei Migränepatient:innen während eines Anfalls erhöht war1. Weitere Studien folgten und bestätigten diesen Effekt2. In einigen Studien wurde den Teilnehmer:innen sogar CGRP verabreicht, woraufhin sie migräne-ähnliche Kopfschmerzen entwickelten2. Das lässt darauf schließen, dass CGRP an der Entstehung von Migräne beteiligt ist. Über welche Mechanismen CGRP zur Migräne beiträgt, ist allerdings noch nicht vollständig geklärt.

Bisher bekannt ist, dass der Botenstoff zu einer Weitung der Blutgefäße führt und möglicherweise bestimmte Zellen des Immunsystems aktiviert und darüber eine neurogene Entzündungsreaktion verursacht3-5. Letztlich werden durch CGRP vermehrt Schmerzrezeptoren für Reize sensibel gemacht5,6.

Da CGRP mit der Entstehung von Migräne zusammenhängt, ist der Botenstoff ein gutes Angriffsziel für die Entwicklung von Medikamenten. Es ist erstmals ein Medikament, das direkt auf Migränemechanismen abzielt. Daher wurden die sogenannten CGRP-Antikörper entwickelt, die unter anderem als Injektion zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden.

CGRP-Antikörper als Migräneprophylaxe

CGRP-Antikörper sind speziell zur Prophylaxe von Migräne entwickelte Medikamente. Die Antikörper werden entweder einmal im Monat oder alle drei Monate verabreicht7.

Gelangen Fremdkörper wie beispielsweise Krankheitserreger – auch Antigene genannt – in den Körper, wird das Immunsystem aktiviert. Bestimmte Stoffe erkennen diese Antigene und binden daran. Diese Stoffe werden als Antikörper bezeichnet. Durch eine Bindung der Antikörper an die Antigene wird dem Immunsystem das Signal vermittelt, dass ein Fremdkörper vorhanden ist und eliminiert werden soll. Das Immunsystem sorgt dann dafür, dass die entsprechenden Antigene vernichtet werden8.

Dieses Prinzip nutzen die CGRP-Antikörper. Sie werden verabreicht und können spezifisch an den Botenstoff CGRP oder seinen Rezeptor binden. Auch in diesem Fall erhält das Immunsystem das Signal, das Antigen – in diesem Fall CGRP – unwirksam zu machen oder den Rezeptor zu blockieren. Die Folge: Die Konzentration von CGRP sinkt. Dadurch treten weniger Migräneattacken auf8,9.

Zugelassen sind Galcanezumab (Emgality®) und Erenumab (Aimovig®) seit 2018, Fremanezumab (Ajovy®) seit 2019 sowie Eptinezumab und Rimegepant seit 2022. Die Wirkstoffe unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Angriffspunkte: Galcanezumab,Fremanezumab und Eptinezumab sind direkt gegen den Botenstoff CGRP gerichtet, während Erenumab und Rimegepant den CGRP-Rezeptor im Gehirn blockieren. Dadurch findet keine Bindung zwischen CGRP und dem zugehörigen Rezeptor statt und eine Reizweiterleitung wird unterbunden7.

In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass CGRP-Antikörper die Häufigkeit und Intensität der Migräneattacken sowie den Gebrauch von Medikamenten zur Akutbehandlung von Migräne reduzieren können10-12. Die Langzeiteffekte der Medikamente müssen noch untersucht werden, was derzeit einer der größten Kritikpunkte in der CGRP-Anwendung ist.

Die Krankenkasse übernimmt dabei die Kosten, wenn vorher andere Medikamente zur Vorbeugung entweder nicht gewirkt haben oder man sie nicht vertragen hat. Eine Ausnahme ist der Antikörper Erenumab, der dank seiner hohen Wirksamkeit und guter Verträglichkeit bereits nach nur einer erfolglosen Vorbehandlung verschrieben werden kann.13

Migräne Spritze: Anwendung und Nebenwirkung

Laut der aktuellen Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) sollen medikamentöse Migräneprophylaxen angewendet werden, falls der oder die Betroffene unter mehreren Migräneattacken im Monat mit einem besonderen Leidensdruck oder besonderen Risiken leidet. Auch bei einer Einschränkung der Lebensqualität aufgrund der Migräneattacken oder bei einem drohenden Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK) können medikamentöse Migräneprophylaxen angewendet werden14.

Die „Migräne Spritze“ hört sich erst einmal nach einer idealen Prophylaxe an. Jedoch sind auch einige Nebenwirkungen beschrieben. Sie reichen von Schmerzen, Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle über Juckreiz und Schwindel bis hin zu Muskelspasmen, Durchfall und Erbrechen, Verstopfung oder Blut im Urin. Über mögliche Langzeitnebenwirkungen bei einer dauerhaften Anwendung wird derzeit noch diskutiert15-20. Von der Anwendung während der Schwangerschaft, sowie bereits bei Kinderwunsch, wird vorsichtshalber abgeraten.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen andererseits eher selten vor. Das liegt daran, dass Antikörper – im Gegensatz zu anderen Arzneimitteln – nicht über die Leber verstoffwechselt oder über die Niere ausgeschieden werden. Dort treten nämlich die meisten Wechselwirkungen auf. Antikörper bestehen hingegen aus Proteinen, die einfach in ihre Bestandteile aufgespalten werden. Nichtsdestotrotz wird bei der Anwendung von CGRP-Antikörpern auch auf potenzielle Wechselwirkungen geachtet. Zu diesem Thema gibt es bisher nämlich kaum Daten15-20.

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Fazit

Als „Migräne Spritze“ werden sogenannte CGRP-Antikörper bezeichnet, die zur Migräneprophylaxe auf unterschiedliche Weise verabreicht werden. Die Medikamente hemmen den Botenstoff CGRP oder den CGRP-Rezeptor, die an der Entstehung von Migräneattacken beteiligt sind. Die CGRP-Antikörper werden entweder einmal im Monat oder alle drei Monate verabreicht, was von vielen Patient:innen als sehr angenehm empfunden wird.

Obwohl die Medikamente sicher und generell gut verträglich sind, können Nebenwirkungen auftreten. Sie können von Schmerzen, Schwellungen oder Rötungen an der Einstichstelle bis hin zu Muskelspasmen oder Blut im Urin reichen. Für eine Einschätzung von Langzeitfolgen, fehlen derzeit noch Langzeitstudien.

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Quellen

  1. Deen M, Correnti E, Kamm K, Kelderman T, Papetti L, Rubio-Beltrán E, Vigneri S, Edvinsson L, Maassen Van Den Brink A; European Headache Federation School of Advanced Studies (EHF-SAS). Blocking CGRP in migraine patients – a review of pros and cons. J Headache Pain. 2017 Sep 25;18(1):96. doi: 10.1186/s10194-017-0807-1
  2. Wattiez AS, Sowers LP, Russo AF. Calcitonin gene-related peptide (CGRP): role in migraine pathophysiology and therapeutic targeting. Expert Opin Ther Targets. 2020 Feb;24(2):91-100. doi: 10.1080/14728222.2020.172428
  3. Goadsby PJ, Holland PR, Martins-Oliveira M, Hoffmann J, Schankin C, Akerman S. Pathophysiology of Migraine: A Disorder of Sensory Processing. Physiol Rev. 2017 Apr;97(2):553-622. doi: 10.1152/physrev.00034.2015
  4. Majima M, Ito Y, Hosono K, Amano H. CGRP/CGRP Receptor Antibodies: Potential Adverse Effects Due to Blockade of Neovascularization? Trends Pharmacol Sci. 2019 Jan;40(1):11-21. doi: 10.1016/j.tips.2018.11.003
  5. Russell FA, King R, Smillie SJ, Kodji X, Brain SD. Calcitonin gene-related peptide: physiology and pathophysiology. Physiol Rev. 2014 Oct;94(4):1099-142. doi: 10.1152/physrev.00034.2013
  6. Giamberardino MA, Affaitati G, Curto M, Negro A, Costantini R, Martelletti P. Anti-CGRP monoclonal antibodies in migraine: current perspectives. Intern Emerg Med. 2016 Dec;11(8):1045-1057. doi: 10.1007/s11739-016-1489-4
  7. Edvinsson L. CGRP and migraine: from bench to bedside. Rev Neurol (Paris). 2021 Sep;177(7):785-790. doi: 10.1016/j.neurol.2021.06.003
  8. Heinrich PC, Müller M, Graeve L et al. Löffler/petrides Biochemie und Pathobiochemie. Springer Berlin Heidelberg 2022
  9. Freissmuth M, Offermans S, Böhm S. Pharmakologie und Toxikologie: Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie. Springer Berlin Heidelberg 2020
  10. Goadsby PJ, Reuter U, Hallström Y, Broessner G, Bonner JH, Zhang F, Sapra S, Picard H, Mikol DD, Lenz RA. A Controlled Trial of Erenumab for Episodic Migraine. N Engl J Med. 2017 Nov 30;377(22):2123-2132. doi: 10.1056/NEJMoa1705848
  11. Hu B, Li G, Li X, Wu S, Yu T, Li X, Zhao H, Jia Z, Zhuang J, Yu S. Galcanezumab in episodic migraine: the phase 3, randomized, double-blind, placebo-controlled PERSIST study. J Headache Pain. 2022 Jul 28;23(1):90. doi: 10.1186/s10194-022-01458-0
  12. Goadsby PJ, Silberstein SD, Yeung PP, Cohen JM, Ning X, Yang R, Dodick DW. Long-term safety, tolerability, and efficacy of fremanezumab in migraine: A randomized study. Neurology. 2020 Nov 3;95(18):e2487-e2499. doi: 10.1212/WNL.0000000000010600
  13. Deutsche Apotheker Zeitung: G-BA ÄNDERT NUTZENBEWERTUNG. Erenumab: nun beträchtlicher Zusatznutzen im Vergleich zu Topiramat. Im Internet https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/10/25/erenumab-betraechtlicher-zusatznutzen-zu-topiramat
  14. Diener HC, Förderreuther S, Kropp P et al. Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Im Internet: www.dgn.org/leitlinien
  15. Drugbank: Erenumab. Im Internet: https://go.drugbank.com/drugs/DB14039
  16. Gelbe Liste: Erenumab. Im Internet: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Erenumab_55567
  17. Drugbank: Fremanezumab. Im Internet: https://go.drugbank.com/drugs/DB14041
  18. Gelbe Liste: Fremanezumab. Im Internet: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Fremanezumab_55749
  19. Drugbank: Galcanezumab. Im Internet: https://go.drugbank.com/drugs/DB14042
  20. Gelbe Liste: Galcanezumab. Im Internet: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Galcanezumab_55703
  21. Lelleck VV, Schulz F, Witt O, Kühn G, Klein D, Gendolla A, Evers S, Gaul C, Thaçi D, Sina C, Schröder T. A Digital Therapeutic Allowing a Personalized Low-Glycemic Nutrition for the Prophylaxis of Migraine: Real World Data from Two Prospective Studies. Nutrients. 2022 Jul 17;14(14):2927. doi: 10.3390/nu14142927

Über den/die Autor:in

Foto des Autors

Jasmin Ostermann

Jasmin studiert im Master Nutritional Medicine und arbeitet seit Dezember 2021 als Werkstudentin bei Perfood. Durch ihr Studium hat sie erlebt, welchen großen Einfluss Ernährung auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen haben kann und dass einige Krankheiten durch Ernährung sogar geheilt werden können. Dadurch angetrieben, möchte sie ihr Wissen gerne mit euch teilen.
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