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Cluster Kopfschmerzen – Symptome, Ursachen & Therapie

Hier erfährst du warum Cluster Kopfschmerzen zu den schwersten Kopfschmerzerkrankung zählen. Welche Symptome, Ursachen und Auslöser diese Erkrankung hat und wie man sie therapieren kann.

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Cluster Kopfschmerzen

Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App

Cluster Kopfschmerzen, auch Bing-Horton-Kopfschmerzen genannt, gehören wie Migräne und Spannungskopfschmerzen zu den primären Kopfschmerzerkrankungen. Sie gelten als eine der schwersten Kopfschmerzerkrankungen überhaupt und heißen so, weil sich die Anfälle meist in einem bestimmten Zeitraum häufen (engl. cluster: Gruppe, Häufung). Zwischen diesen Clustern können mehr oder weniger lange, beschwerdefreie Zeiträume liegen1.

Es wird zwischen episodischen und chronischen Cluster Kopfschmerzen unterschieden. 85% der Betroffenen leiden unter episodischen und 15% unter chronischen Cluster Kopfschmerzen. Beim episodischen Cluster Kopfschmerz wechseln sich schmerzfreie Phasen (von zwei Wochen bis hin zu mehreren Jahren andauernd) mit 2 bis 8-wöchigen Episoden mit regelmäßigen Attacken ab. Chronisch ist der Cluster Kopfschmerz, wenn es kaum noch längere schmerzfreie Phasen gibt2.

Definition & Symptome von Cluster Kopfschmerzen

Eine Cluster Kopfschmerz-Attacke definiert sich durch heftige, stark bohrende, stechende oder brennende Schmerzen im Bereich des Auges, der Stirn und/oder der Schläfe, die unbehandelt 15 bis 180 Minuten lang andauern kann. Betroffene vergleichen den Schmerz häufig mit einem Nagel, der sich durch das Auge oder die schmerzende Region bohrt.

Cluster Kopfschmerzen treten immer einseitig auf und unterscheiden sich von anderen Kopfschmerzen durch ihre Begleitsymptome3.

Typische Begleitsymptome sind:

  • Bindehautrötung
  • Augentränen
  • eine zugeschwollene oder laufende Nase
  • ein leicht hängendes oder geschwollenes Augenlid
  • Pupillenverengung oder Pupillenstörung (unterschiedliche Pupillengröße)
  • Schwitzen (Stirn und Gesicht)
  • Überempfindlichkeit gegen Geräusche oder Licht
  • Innere Unruhe3

Die sehr starken Schmerzen gehen häufig mit einem Gefühl der Unruhe einher. Betroffene können nicht ruhig liegen, laufen unruhig umher oder bewegen sich rhythmisch. Aufgrund der Schmerzen können Betroffene im Anfall auch gereizt und sogar aggressiv reagieren.

„Der Schweregrad der Erkrankung hat erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten:innen und kann in einigen Fällen sogar zu Selbstmordgedanken führen.“ 4

Wie schwer die Erkrankung wirklich ist und warum Betroffene nicht selten von Suizid-Gedanken betroffen sind, kann man auch gut in diesem Video auf der Webseite der Schmerzklinik Kiel sehen. Dort berichtet ein Betroffener über seinen Leidensweg:

https://schmerzklinik.de/service-fuer-patienten/clusterkopfschmerz-wissen/ein-betroffener/

Häufigkeit / Prävalenz

Durchschnittlich ist ungefähr eine von 1000 Personen von Cluster Kopfschmerzen betroffen. Damit ist diese Kopfschmerzerkrankung im Vergleich zu Migräne und Spannungskopfschmerzen recht selten. Dennoch sind allein in Deutschland insgesamt circa 120.000 Personen an Cluster Kopfschmerzen erkrankt. Menschen jeden Alters können betroffen sein, wobei die ersten Beschwerden vermehrt um das 30. Lebensjahr auftreten2. Männer sind 3,5-mal häufiger betroffen als Frauen5.

Cluster Kopfschmerzen: Ursachen

Wie bei Migräne werden auch bei Cluster Kopfschmerzen verschiedene Ursachen diskutiert. Zum einen kann eine Überaktivität bestimmter Nervenzellen im Gehirn eine ursächliche Rolle bei der Entstehung von Cluster Kopfschmerzen spielen. Zum anderen könnte auch eine genetische Disposition eine Rolle spielen, da in Familien Cluster Kopfschmerzen gehäuft auftreten. Bei der chronischen Variante geht man wie bei Migräne von Entzündungsprozessen im Gehirn aus 4.

Auslöser von Cluster Kopfschmerzen

Wie bei der Migräne gibt es auch hier bestimmte Trigger, die eine Attacke auslösen können. Diese Auslöser wirken jedoch nur, wenn sich die Betroffenen in einer aktiven Phase der Erkrankung befinden und nicht in den beschwerdefreien Phasen.

Mögliche Auslöser können sein2,6:

  • Alkohol
  • Aufenthalt in großen Höhen
  • nitroglyzerinhaltige Medikamente (wie z.B. Nitroglyzerinspray gegen Brustenge bei Herzerkrankungen)
  • Histamin
  • bestimmte Gerüche
  • bestimmte Nahrungsmittel wie Käse oder Wurst
  • Nikotin

Betroffene berichten noch von diversen, weiteren Auslösern. Einige haben z.B. beobachtet, dass starke Blutzuckerschwankungen Clusterkopfschmerz-Attacken auslösen können7. Da bei der Entstehung von Cluster Kopfschmerzen auch Entzündungsreaktionen beteiligt sind, gibt es einige Parallelen zu Migräne. Mit der App auf Rezept sinCephaleaMigräneprophylaxe werden die Migränetage auf der Basis einer personalisierten niedrig-glykämischen Ernährung gesenkt. Ob dieser Ansatz auch bei Cluster Kopfschmerzen erfolgreich wäre, ist derzeit nicht erforscht.

Cluster Kopfschmerzen
Cluster Kopfschmerzen
Cluster Kopfschmerzen

Starke Blutzuckerschwankungen stehen ebenfalls im Verdacht bei der Entstehung von Migräne-Attacken eine Rolle zu spielen8-11. Wissenschaftliche Studien konnten aufzeigen, dass eine niedrig-glykämische Ernährung, die den Blutzucker eher niedrig und stabil hält, eine effektive Migräneprophylaxe sein kann12,13. Daher bietet dir die App auf Rezept sinCephalea die Möglichkeit herauszufinden, wie dein Blutzucker auf welche Lebensmittel und Mahlzeiten reagiert um anschließend die zu bevorzugen, die eher Blutzucker-stabilisierend wirken.

Diagnostik von Cluster Kopfschmerzen

Die Diagnose Cluster Kopfschmerz erfolgt anhand der Symptome und der typischen Begleitsymptome und wird nach den Kriterien der International Classification of Headache Disorders (ICHD-II) gestellt 3. Dabei ist es wichtig, weitere, den Symptomen zugrundeliegende Erkrankungen wie z.B. eine Migräne-Erkrankung oder Veränderungen im Gehirn mittels neurologischer Untersuchungen auszuschließen2.

Unter den primären Kopfschmerzen ist der Cluster Kopfschmerz aufgrund seiner typischen Symptome und Begleitsymptome am einfachsten zu diagnostizieren. Dennoch erfolgen die Diagnosen und eine wirksame Therapie meist sehr spät6.

Therapie von Cluster Kopfschmerzen

Bei der Therapie von Cluster Kopfschmerzen unterscheidet man zwischen der Akuttherapie einer einzelnen Attacke und der langfristigen Therapie, die weitere Cluster-Episoden vorbeugen soll (Prophylaxe). Letzteres zielt darauf ab, die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren. Bei Suizidgefährdung ist ein stationärer Aufenthalt und eine Psychotherapie in Erwägung zu ziehen2.

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Akuttherapie

Eine der wirksamsten Behandlungsmöglichkeiten bei einem akuten Anfalls ist die Sauerstofftherapie. Dabei sollten Betroffene innerhalb der ersten 15 Minuten des Anfalls im Sitzen und über eine geschlossene Mund-Nasen-Maske 8 bis 12 Liter Sauerstoff pro Minute inhalieren2 . Bei über 70% der Betroffenen führt dies zur Schmerzfreiheit 14.

Als zweite Wahl für die Akuttherapie stehen Triptane zur Verfügung. Sie werden ebenfalls zur Behandlung von Migräne-Attacken eingesetzt und bewirken, ähnlich wie Sauerstoff, eine Gefäßverengung, die eine Entlastung der gereizten Gefäßabschnitte zur Folge hat. Darüber hinaus wird die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe und die Ausbreitung der Schmerzreize über die Hirnrinde reduziert. Da hier eine schnelle Wirkung wichtig ist, sollten Nasensprays oder Injektionen den Triptanen in Tablettenform vorgezogen werden. Dabei stehen beispielsweise Zolmitriptan oder Sumatriptan als Nasenspray oder Subkutan-Injektion zur Verfügung2.

Wichtig:

  • Triptane sollte man nicht öfter als 10 Tage pro Monat nehmen, da es sonst zu einem Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (kurz: MÜK) kommen kann.
  • Triptane dürfen nicht bei Herz- und Gefäßerkrankungen sowie bei Bluthochdruck genommen werden.

Eine weitere wirksame Akutmedikation stellen lokal wirkende Anästhetika wie eine 4-10%ige Lidocainlösung oder eine 10%ige Kokainlösung in Form von Nasenspray dar. Beide müssen in einer bestimmten Position tief in die Nasenhöhle eingebracht werden. Eine bekannte Nebenwirkung kann ein unangenehmes Brennen in der Nase sein2.

Glücklicherweise sprechen die Cluster Kopfschmerzen in den meisten Fällen sehr gut auf Sauerstoff und oben erwähnte Medikamente an2.

Cluster Kopfschmerzen

Prophylaxe

Wenn Betroffene über häufige und schwere Attacken klagen und die Gefahr eines Medikamentenübergebrauchskopfschmerzes (MÜK) bei zu häufiger Triptaneinnahme besteht, sollten Cluster Kopfschmerzen zusätzlich prophylaktisch, also vorbeugend, behandelt werden. Das Ziel der Prophylaxe ist es dann, die Cluster-Episoden zu verkürzen und die Schmerzintensität sowie die Anzahl der Attacken zu reduzieren.

Gut wirksame Prophylaktika sind2 (Gaul et al. 2011):

  • Calcium-Antagonisten wie Verapramil®, die den Entzündungsprozess und somit die Schmerzen reduzieren
  • Kortikoide wie Prednisolon® und Methylprednisolon®
  • Lithium (Quilonum®, Hypnorex®), ein Medikament was in der Therapie von psychischen Erkrankungen eingesetzt wird
  • Topiramat, ein Mittel gegen epileptische Anfälle
  • Subkutan (unter die Haut) injizierte, Lokalanästhetika und Steroide

Zu beachten:

  • Bei der Therapie mit Verapramil® sind regelmäßige EKG-Kontrollen notwendig, da das Medikament auf die Reizweiterleitung des Herzens wirkt.
  • Bei einer Therapie mit Lithium sind regelmäßige Blutkontrollen insbesondere der Schilddrüsenwerte erforderlich.
  • Aufgrund der Nebenwirkungen sollten Kortikoide jeweils immer nur als Stoßtherapie über einen kurzen Zeitraum gegeben werden.

Darüber hinaus werden neuere Behandlungsmöglichkeiten wie die tiefe Hirnstimulation im Hypothalamus (DBS) und die bilaterale Stimulation des Okzipitalnervs (ONS) entwickelt und erprobt2.

Auch Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP)-Antikörper, die man auch als „Migränespritze“ aus der Migräne-Behandlung kennt, sind möglicherweise in der prophylaktischen Behandlung von Cluster Kopfschmerzen wirksam und werden aktuell dahingehend untersucht4.

Cluster Kopfschmerzen

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Wie bei der Migräne kann auch bei Cluster Kopfschmerzen ein Kopfschmerztagebuch helfen, die individuellen Auslöser zu identifizieren und besser zu managen (Stichwort: Triggermanagement). Entspannungsverfahren oder Stressbewältigungstechniken scheinen jedoch anders als in der Therapie von Migräne und Spannungskopfschmerzen beim Cluster Kopfschmerz nicht wirksam zu sein.

Cluster Kopfschmerzen

Eine umfassende Aufklärung der Betroffenen und eine eventuelle psychotherapeutische Begleitung wegen des hohen Suizidrisikos sind bei Cluster Kopfschmerzen aufgrund der Schwere der Erkrankung äußerst wichtig. Die Erkrankung kann daher auch als eine Schwerbehinderung mit einem Grad der Behinderung (GDB) von 50-80 anerkannt werden. Entsprechende Selbsthilfegruppen können dabei helfen und sind hier zu finden: https://www.clusterkopf.de/

Fazit

Cluster Kopfschmerzen gehören weltweit zu den schwersten, primären Kopfschmerzerkrankungen. Sie gehen mit relativ kurzen, jedoch extrem starken Schmerzattacken mit lediglich für Cluster Kopfschmerzen typischen Symptomen und Begleitsymptomen einher.

Sauerstoffinhalation und Triptane sind Beispiele für eine wirksame Akutbehandlung. Auch eine prophylaktische Behandlung und nicht-medikamentöse Therapiemaßnahmen wie Ernährung und das Führen eines Kopfschmerztagebuchs können zur wirksamen Behandlung von Cluster-Attacken beitragen. Aufgrund der Schwere der Erkrankung, die sogar mit einem erhöhten Suizid-Risiko einhergeht, sollte unbedingt eine ausführliche Aufklärung der Betroffenen erfolgen. Auch Psychotherapeut:innen und Selbst-Hilfe-Gruppen können hier hilfreich sein.

Quellen

  1. Robbins, M.S. et al. (2016): Treatment of Cluster Headache: The American Headache Society Evidence-Based Guidelines. In: Headache, 56(7): S. 1093-1106.
  2. Gaul, C. et al. (2011): Cluster headache: clinical features and therapeutic options. In: Dtsch Arztebl Int, 108(33), S. 543-549.
  3. International Headache Society – IHS (2018): Internationale Klassifikation von Kopfschmerzerkrankungen, 3. Auflage, ICHD-3
  4. Hoffmann, J. & May, A. (2018): Diagnosis, pathophysiology, and management of cluster headache. In: Lancet Neurol, 17(1): S. 75-83.
  5. Schürks, M. et al. (2006): Cluster headache: clinical presentation, lifestyle features, and medical treatment. In: Headache, 46, S. 1246–54. 
  6. May, A., Evers, S., Brössner, G. et al. (2016): Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Cluster Kopfschmerz, anderen trigeminoautonomen Kopfschmerzen, schlafgebundenem Kopfschmerz und idiopathisch stechenden Kopfschmerzen. In: Nervenheilkunde, 35, S. 137-151. (letzter Aufruf: 16.01.2023)
  7. Bundesverband der Clusterkopfschmerz-Selbsthilfe-Gruppen (CSG) e.V. (2018): Forum Cluster Kopfschmerzen, Blutzucker Cluster Kopfschmerz In: https://forum.clusterkopf.de/viewtopic.php?t=5967 (letzter Aufruf: 16.01.2023)
  8. Siva, Z.O. et al. (2018): Determinants of Glucose Metabolism and the Role of NPY in the Progression of Insulin Resistance in Chronic Migraine. In: Cephalalgia 38 (11), S. 1773–81. https://doi.org/10.1177/0333102417748928.
  9. Yilmaz, N. et al. (2011): Impaired Oxidative Balance and Association of Blood Glucose, Insulin and HOMA-IR Index in Migraine. In: Biochem. Med., 21, S. 145–151.
  10. Bernecker C. et al. (2011): Oxidative stress is associated with migraine and migraine-related metabolic risk in females. In: European Journal of Neurology, 18(10), S.1233-9.
  11. Gruber, H.-J. et al. (2010): Hyperinsulinaemia in Migraineurs Is Associated with Nitric Oxide Stress. In: Cephalalgia 30 (5), S. 593–98. https://doi.org/10.1111/j.1468-2982.2009.02012.x.
  12. Razeghi J. S. et al. (2019): Association of diet and headache. In: Journal of Headache and Pain, 20(1), S. 106. doi:10.1186/s10194-019-1057-1.
  13. Evcili, G. et al. (2018): Early and long period follow-up results of low glycemic index diet for migraine prophylaxis. In: Agri.30(1), S. 8-11. doi: 10.5505/agri.2017.62443.
  14. Cohen, A.S., Burns, B., Goadsby, P.J. (2009): High-flow oxygen for treatment of cluster headache: a randomized trial. In: JAMA, 302: S.2451–7.

Über den/die Autor:in

Foto des Autors

Miriam Jansen

Miriam musste wegen chronischer Migräne ihren Beruf aufgeben - und wurde in dieser Zeit zur Migräne-Expertin. Die Migräne hat ihr zu einem radikalen Lebenswandel verholfen: Sie lebt nun als digitale Nomadin in ihrem Bus und arbeitet als Texterin & als Schäferin auf einer Alp.
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