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Personalisierte Ernährung bei Migräne: Die Ernährungsform von Morgen?

„Personalisierte Ernährung bei Migräne“ – was genau ist das und warum stellt es eine neue, effektive Form der Migräneprophylaxe dar?

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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App

Personalisierte Ernährung bei Migräne, und was unsere Gene damit zu tun haben

Jeder kennt sie, die Ernährungspyramide. Es ist eine „one-size-fits-all“ Herangehensweise, das heißt es werden die Lebensmittel empfohlen, die für die durchschnittliche Bevölkerung als gesund und optimal gilt. Im Großen und Ganzen ist diese Pyramide auch ein guter Anhaltspunkt, es gibt jedoch individuelle Unterschiede in unserem Stoffwechsel, die bestimmen, wie wir auf Lebensmittel reagieren. Große Unterschiede gibt es z.B. bei den Makronährstoffen, also Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen. Der Grund dafür sind unter anderem unsere Gene: sie bestimmen offensichtliche Dinge wie unser Aussehen, aber auch mitunter das, was im Inneren unseres Körpers vorgeht. Dazu gehören Stoffwechselvorgänge, Unverträglichkeiten oder das Risiko, im Laufe des Lebens eine Krankheit zu entwickeln. Diese Dinge können wir wenig beeinflussen, sie sind durch unsere Gene vorprogrammiert.

Beispielsweise sind laktosefreie Nahrungsmittel mittlerweile fast überall für Personen verfügbar, die eine Gen-Variation in dem Enzym haben, das Laktose normalerweise abbauen würde. Der Laktoseintoleranz-Test und die Anpassung der Ernährung bei laktoseintoleranten Menschen, ist ein schon umgesetztes Beispiel der personalisierten Ernährung!

Was wir oft nicht äußerlich sehen oder spüren, sind die Stoffwechselvorgänge, die im Inneren von uns vorgehen. Sie sind für die Verdauung, die Aufnahme von Mikro- und Makronährstoffen oder die Speicherung der Nährstoffe in den Zellen zuständig. Und auch das ist wieder von unseren Enzymen abhängig, die in unserer Genen vorprogrammiert sind. Enzyme sind dafür zuständig, unsere Nahrung in verwertbare kleine Moleküle umzubauen. Eine bestimmte Genvariante führt beispielsweise dazu, dass Fette schneller verstoffwechselt und von den Zellen aufgenommen werden, was bei einer Ernährung mit vielen gesättigten Fettsäuren zu einer schnellen Gewichtszunahme führen kann 1. Ein weiteres Beispiel ist die Salzsensitivität und der Zusammenhang mit Bluthochdruck. Die Blutdruck-regulierende Enzyme einiger Personen weisen eine Veränderung auf und reagieren deshalb viel stärker auf Salz. Die Konsequenz: der Blutdruck steigt schon bei minimalem Salzkonsum 2.

Blutzucker, glykämischer Index und Ernährung

Einen großen Unterschied in der Vorbeugung von Krankheiten macht unser Blutzucker, und wie er sich nach einer Mahlzeit verhält. Studien haben herausgefunden, dass für Krankheiten wie z.B. Diabetes Mellitus Typ II oder Herzkreislauf-Erkrankungen ein erhöhtes Risiko bei einem stark fluktuierenden Blutzucker besteht 3–5. Beim Blutzucker liegt die Betonung auf „stark“ fluktuierend, denn bei einer gesunden Person steigt der Blutzucker sogar moderat an, wenn man sich über einen längeren Zeitraum aktiv bewegt, um genügend Energie bereitzustellen. Kleine Fluktuationen sind also normal und in Ordnung, Achterbahnfahrten und steile Kurven hingegen eher ungünstig.

Als Richtwert für die Blutzuckerreaktion wird in der Regel noch der glykämische Index (GI) verwendet, da kontinuierliche Stoffwechselbeobachtungen wenig durchgeführt werden. Er sagt auf Basis des Kohlenhydratgehalts eines Lebensmittels voraus, wie stark der Blutzucker ansteigen soll. Je geringer der GI (und der Kohlenhydrat Anteil), desto geringer soll der Blutzucker ansteigen. Das Problem: individuelle Faktoren beeinflussen die Blutzuckerreaktion, wie unser Lebensstil, unsere Gene oder unser Mikrobiom. Auch wenn also der GI niedrig ist, steigt der Blutzucker bei einigen Personen trotzdem schneller und stärker an, als bei einem Produkt mit einem eigentlich höheren GI. Das konnte in einer Studie mit 1.000 Teilnehmenden nachgewiesen werden. Nachdem alle die gleiche Mahlzeit mit demselben GI zu sich genommen haben, wurde die Blutzuckerreaktion gemessen. Das Überraschende: sogar der Blutzucker eineiiger Zwillinge ist unterschiedlich stark angestiegen! Die Ursache liegt neben den Genen auch im Mikrobiom, der Makronährstoff-Zusammensetzung und den Umständen, unter denen die Mahlzeit eingenommen wurde, d. h. die Uhrzeit spielt eine Rolle, aber auch ob man kurz vorher noch geschlafen hat oder Sport getrieben wurde. Durch eine Verschiebung des Anteils von Fetten zu Kohlenhydraten wurde sichtbar, dass der Blutzucker bei einigen weniger stark anstieg, die Blutzuckerreaktion anderer Teilnehmenden verschlechterte sich hingegen 3.

Aufgrund dieser Individualität sollten Ernährungsempfehlungen vermehrt personalisiert werden. Anstatt sich also auf den GI zu verlassen und individuelle Faktoren zu vernachlässigen, kann z.B. ein Glukosesensor verwendet werden, der kontinuierlich den Blutzucker messen kann. Und die Reaktionen werden verblüffend sein. Möglicherweise ruft bei dir der Proteinshake mit Erdnussbutter eine flachere Blutzuckerkurve hervor, als der Proteinshake ohne Fette – und plötzlich merkst du auch, dass das Mittagstief fehlt, nachdem du einen Salat mit Hähnchenbrust, Baguette und mehr Olivenöl gegessen hast.

Das Mikrobiom – die kleinen Helfer Bakterien

Ein wichtiger Faktor ist neben unseren Genen auch unser Darm-Mikrobiom. Das Mikrobiom besteht aus vielen Bakterien, die uns bei der Verdauung von unseren Mahlzeiten und Snacks unterstützen und das verdauen, wozu wir sonst nicht in der Lage wären. Das Mikrobiom, das übrigens bis zu 2 kg wiegen kann, isst also mit und produziert im Gegenzug Stoffe, die wir ohne sie nie erhalten würden 6. Es unterstützt außerdem unsere Immunabwehr und laut jüngeren Studien auch unser mentales Wohlbefinden. Zusätzlich kann es die Entstehung bzw. Prävention von Krankheiten beeinflussen. Das Mikrobiom wird wiederum durch unseren Lebensstil beeinflusst: wie viele Ballaststoffe essen wir? Nehmen wie Medikamente ein, trinken wir Alkohol, sind wir gestresst? Diese und noch viele weitere Aspekte prägen die Zusammensetzung unseres Mikrobioms. Im Kontext der personalisierten Ernährung und des Blutzuckers ist zu betonen, dass das Mikrobiom auch steuert, wie schnell Glukose aus dem Darm in unseren Blutkreislauf und damit in die Zellen gelangt – wenn man also eine bestimmte Zusammensetzung der Bakterien im Darm hat, lassen sie unseren Blutzucker nach einer Mahlzeit weniger stark ansteigen 7.

Gibt es Nutritypen?

Auf Basis dieser Erkenntnisse hat Prof. Christian Sina von der Universität zu Lübeck die drei Nutritypen entwickelt: den Fett-Typ, den Protein-Typ und den Misch-Typ. Sie beziehen sich auf den Nährstoff, der die Blutzuckerreaktion mit Kohlenhydraten am stabilsten hält. Bist du der Fett-Typ kombinierst du eine kohlenhydratreiche Mahlzeit am besten mit einer fettreichen Komponente, das selbe mit Protein beim Protein-Typ und beim Misch-Typ gleichermaßen mit Fett und Protein. Bei der Migräne-App sinCephalea kannst du deinen Nutrityp übrigens testen und auf deine Mahlzeiten anwenden. So kannst du mit kleinen Änderungen große Wirkung auf deinen Blutzucker erreichen und so Migräne reduzieren.

sinCephalea bringt erstmals personalisierte Ernährung in die Anwendung

Die personalisierte Ernährung bei Migräne ist ein neuer Ansatz in der Migränetherapie: bei akuter Migräne mit und ohne Aura kann eine personalisierte Ernährung auf Basis des Blutzuckers die Migräne um durchschnittlich 2,4 Tage pro Monat reduzieren 8. Indem starke Blutzuckerschwankungen vermieden werden, ist auch das Gehirn konstant mit Energie versorgt und es kommt nicht zum Energiemangel, der Migräne auslösen kann. So kannst du effektiv Migräneattacken vorbeugen. Die Ernährungsempfehlung wird mithilfe eines Blutzuckersensors und eines Ernährungstagebuchs personalisiert. In der Migräne-App werden alle Mahlzeiten für zwei Wochen protokolliert und für die Auswertung mit den Blutzuckerwerten abgeglichen. Der Vorteil ist, dass man während der sogenannten „Sensorphase“ seine Essgewohnheiten beibehalten kann. Im Nachhinein wird dann festgestellt, welche Nahrungsmittel oder Nahrungsmittelkombinationen deinen Blutzucker stabil(er) halten, und welche eher vermieden werden sollten. sinCephalea ist damit die erste digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) die kostenfrei auf Rezept erhältlich ist.

Wohin geht die Reise?

Das Konzept der personalisierten Ernährung steckt noch in den Kinderschuhen, und das Potenzial des Konzepts ist noch lange nicht ausgeschöpft. Bis es jedoch so weit ist, dass die Erkenntnisse aus der personalisierten Ernährung in die breite Anwendung kommen, sind klinische Studien und innovative Ansätze zur Umsetzung notwendig. Wenn das Potential weiter ausgeschöpft wird, dann werden in Zukunft viele Menschen davon profitieren.

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Fazit

Das Konzept der personalisierten Ernährung beinhaltet, dass unsere Gene, unser Mikrobiom und die Umwelt Einfluss auf unseren Stoffwechsel nehmen und dass auf Grundlage von gemessenen Parametern, wie dem Blutzuckerspiegel, eine personalisierte Ernährungsempfehlung ausgesprochen werden kann. So passt deine Ernährung zu deinem Stoffwechsel. sinCephalea ist die einzige digitale Gesundheitsanwendung, die personalisierte Ernährung heute schon in die Anwendung bringt. Mit der Migräne-App kannst du individuell auf dich angepasste Ernährungsempfehlungen umsetzen und so Migräne reduzieren.

Quellen

  1. Zeisel, S. H. Precision (Personalized) Nutrition: Understanding Metabolic Heterogeneity. Annu Rev Food Sci Technol 11, 71–92 (2020).
  2. Balafa, O. & Kalaitzidis, R. G. Salt sensitivity and hypertension. J Hum Hypertens 35, 184–192 (2021).
  3. Berry, S. E. et al. Human postprandial responses to food and potential for precision nutrition. Nat Med 26, 964–973 (2020).
  4. Blaak, E. E. et al. Impact of postprandial glycaemia on health and prevention of disease. Obesity Reviews 13, 923–984 (2012).
  5. Grundy, S. M. Pre-Diabetes, Metabolic Syndrome, and Cardiovascular Risk. Journal of the American College of Cardiology 59, 635–643 (2012).
  6. Flint, H. J. The impact of nutrition on the human microbiome. Nutr Rev 70 Suppl 1, S10-13 (2012).
  7. Gérard, C. & Vidal, H. Impact of Gut Microbiota on Host Glycemic Control. Front Endocrinol (Lausanne) 10, 29 (2019).
  8. Lelleck, V. V. et al. A Digital Therapeutic Allowing a Personalized Low-Glycemic Nutrition for the Prophylaxis of Migraine: Real World Data from Two Prospective Studies. Nutrients 14, 2927 (2022).

Über den/die Autor:in

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Marie Lengert

Marie studiert Ernährungsmedizin im Master. Als Werksstudentin bei Perfood im Bereich Marketing nutzt sie die Chance, Wissenschaft verständlich und zugänglich für alle zu machen.
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