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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App
Für die medikamentöse Akutbehandlung eines Migräneanfalls stehen uns altbekannte Schmerzmedikamente, Antiemetika (gegen die Übelkeit) sowie spezielle Migränemedikamente wie Ditane, Gepante und Triptane zur Verfügung.
Triptane sind sogenannte Serotonin-5-HT1B/1D-Rezeptoragonisten und waren in den 90ern die ersten speziell für Migräne entwickelten Akut-Medikamente, die auch im Idealfall die Begleitsymptome wie Geräusch-, Geruchs- und Lichtempfindlichkeit sowie Übelkeit und Erbrechen mit behandeln.
Bevor du jedoch Triptane einnimmst, solltest du dich unbedingt einer ärztlichen Voruntersuchung mit Blutdruckmessung, EKG sowie einer individuellen Beratung unterziehen. Denn Triptane können zwar sehr gut bei schweren Migräneanfällen wirken, haben aber auch diverse Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und dürfen leider nicht immer eingesetzt werden.
Wie wirken Triptane?
Bei einem Migräneanfall weiten sich die Gefäße, es werden Entzündungsprozesse in Gang gesetzt, die Migränesymptome auslösen können. Der berühmte starke, pochende Schmerz lässt grüßen.
Triptane bewirken genau das Gegenteil: Sie verengen die Gefäße und hemmen die Freisetzung von ungünstigen Botenstoffe. Einen gefäßverengenden Effekt hat übrigens auch Coffein, leider nur nicht so stark. Daher kann Kaffee oder Cola einen positiven Effekt haben, wenn wir Migräne haben.
Triptane können als Schmelztabletten, herkömmliche Tabletten, Zäpfchen, subkutane Spritzen/Injektionen, als Nasenspray oder auch als Pflaster für die Haut verabreicht werden.
Wann solltest du ein Triptan nehmen? Die Triptanschwelle
In den Leitlinien1 werden zur akuten Behandlung eines Migräneanfalls als Mittel der ersten Wahl bekannte Schmerzmittel wie z.B. Acetylsalicylsäure /Aspirin (ASS 1000 mg) oder Ibuprofen 400 mg etc. empfohlen. Sind diese Mittel nicht wirksam bei dir, solltest du gemeinsam mit deinem Arzt oder deiner Ärztin die Einnahme von Triptanen in Erwägung ziehen.
Dabei gibt es eine sogenannte Triptanschwelle2, die dir ganz klar vorgibt, wann es Zeit für ein Triptan ist. Nämlich wenn mindestens zwei der folgenden Schmerz-Kriterien zutreffen:
- mittlerer oder starker Schmerz
- einseitig
- pulsierend
- wird verstärkt durch körperliche Aktivitäten wie Treppensteigen oder Bücken
Und mindestens eins der folgenden Symptome-Kriterien zutrifft:
- Übelkeit und/oder Erbrechen
- Licht- und Lärmempfindlichkeit
3 Tipps zur Einnahme von Triptanen bei Migräne
- Nimm das Triptan am besten sehr früh, aber nicht in der Auraphase, ein!
Eine Einnahme zu Beginn des Anfalles ist sinnvoll, da dann die Wirkung am schnellsten und zuverlässigsten eintritt. Leidest du an Migräne mit Aura solltest du das Triptan erst nach der Auraphase einnehmen, da es aufgrund der gefäßverengenden Wirkung die Aura verstärken kann. - Lege dich nach der Triptaneinnahme hin und ruhe dich aus!
Wenn du deinem Körper Ruhe gönnst, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass du Linderung verspürst. Am besten ist es wirklich, wenn du dich nach der Einnahme in einen dunklen, ruhigen Raum legst und dich von so vielen Reizen wie möglich (Licht, Geräusche, Gerüche usw.) abschirmst. - Nehme zur besseren Wirksamkeit eine halbe Stunde vorher ein Antiemetikum gegen die Übelkeit!
Denn es wurde herausgefunden, dass die Beweglichkeit und somit die Aufnahmefähigkeit des Magens während akuter Migräneattacken eingeschränkt ist. Du bereitest deinen Magen somit ideal für die Aufnahme der Migränemedikamente vor und sie können so besser wirken. Dies gilt sowohl für Schmerzmedikamente als auch für Triptane. Bei wiederkehrenden Kopfschmerzen nach initialer Wirksamkeit eines Triptans kannst du nach frühestens zwei Stunden eine zweite Dosis eines Triptans einnehmen.1
Welche Triptane gibt es?
Sieben unterschiedliche Triptane sind aktuell auf dem Markt. Da viele Betroffene nur auf bestimmte Triptane reagieren und auf andere nicht, ist es durchaus sinnvoll, mehrere auszuprobieren. Unterschieden werden hier die Dauer der Wirkung und der unterschiedlich schnelle Wirkeintritt für eine gezieltere Therapie je nach Charakter deiner Migräne-Anfälle. Hier die Triptan-Empfehlungen der DMKG e.V. (2022)1:
schneller Wirkeintritt:
- Sumatriptan 3 mg/6 mg (subkutan)
- Eletriptan 20 mg/40 mg/80 mg (oral)
- Rizatriptan 5 mg/10 mg (oral)
- Zolmitriptan 5 mg (nasal)
mittelschneller Wirkeintritt und länger anhaltende Wirkung:
- Sumatriptan 50 mg/100 mg (oral)
- Zolmitriptan 2,5 mg/5 mg (oral)
- Almotriptan 12,5mg (oral)
langsamer Wirkeintritt mit langanhaltender Wirkdauer:
- Naratriptan 2,5 mg (oral)
- Frovatriptan 2,5 mg (oral)
Falls die alleinige Gabe von Triptanen nicht ausreichend den Anfall zu beenden, kann ein Triptan auch gleich bei der ersten Gabe mit einem NSAR (nichtsteroidales Antirheumatikum) wie z.B. Naproxen kombiniert werden. Dies kann auch das Auftreten des sogenannten Wiederkehrkopfschmerzes verringern.1
Sonderfall Wiederkehrkopfschmerz
Wiederkehrkopfschmerz bedeutet, dass die Schmerzen aufgrund einer kurzen Wirkdauer des Medikaments nach zunächst erfolgreicher Behandlung nach 2 bis 24 Stunden erneut und verstärkt auftreten können. Dies bedarf dann einer erneuten Triptangabe, was es eigentlich zu vermeiden gilt.
Wiederkehrkopfschmerz tritt bei Triptanen häufiger auf, als bei Ergotamintartrat oder bei Acetylsalicylsäure /Aspirin(ASS): Bei 15 bis 40 % der Patient:innen kommt es nach oraler Gabe von Triptanen zu einem Wiederauftreten der Kopfschmerzen, wobei dann eine zweite Gabe des gleichen Triptans erneut wirkt.1
Triptane können aber auch mit einem langwirkenden NSAR wie Naproxen oder einem sogenannten COX-2-Hemmer wie Arcoxia 120 mg kombiniert werden. Dadurch kann die Wirkung eines Triptans verlängert, und die Gefahr eines Wiederkehrkopfschmerzes reduziert werden.1
Die Kehrseite der Medaille: Triptane und Nebenwirkungen
Wie bei jeder Arzneimittelgabe müssen Risiken und Nutzen immer gut gegeneinander abgewogen werden. Dies ist bei Triptanen in besonderem Maße der Fall, denn es gibt einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nebenwirkungen:
1. Erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko
Wer starke Triptane oder zu viele hintereinander nimmt, kennt vielleicht das Gefühl, dass es eng wird in der Brust. Das ist eine bekannte Nebenwirkung, die daraus resultiert, dass sich die Gefäße so stark zusammenziehen. Daher ist das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht.
Wenn daher ein Verdacht auf bereits bestehende Gefäßverengungen vorliegt, dürfen auf keinen Fall Triptane verordnet werden, da sonst ein Gefäßverschluss die Folge sein könnte. Liegen Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen (auch in der Vergangenheit) vor wie z.B. Bluthochdruck, starkes Übergewicht oder hohes Cholesterin, dann sollte vor der Verordnung von Triptanen unbedingt durch entsprechende Diagnostik bereits bestehende Gefäßverengungen ausgeschlossen werden. Leidet man unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen (auch in der Vorgeschichte), sollte man auf die Einnahme von Triptanen und Ergotaminen ganz verzichten!1
Triptane sollten niemals in Verbindung mit Ergotaminen genommen werden, da sich deren gefäßverengende Wirkung verdoppeln kann. Aber keine Sorge, diese möglichen Wechselwirkungen bespricht dein behandelnder Arzt oder deine Ärztin mit dir.
2. Gefahr der Entwicklung eines Serotoninsyndroms
Dabei handelt es sich um einen durch Medikamente bedingten Überschuss an Serotonin im Körper, der sich durch Symptome wie Puls- und Blutdruckanstieg, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen, Pupillenerweiterung, Unruhe, Koordinationsstörungen und Halluzinationen äußern kann.
Ein Serotonin-Syndrom ist äußerst selten, kann jedoch lebensbedrohlich sein. Daher ist es wichtig die Wechselwirkungen von Medikamenten mit Ärzt:innen zu besprechen und die Symptome zu kennen. Aus diesem Grunde dürfen auch Medikamente, die in den Serotoninhaushalt eingreifen wie z.B. Antidepressiva als Migräne-Prophylaxe, nicht zusammen mit den Triptanen verabreicht werden.1
3. Gefahr der Verschlimmerung der Migräne
Leider ist den meisten folgender Punkt nicht bekannt: Forschende haben festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen neuen Migräneanfall an den nächsten Tagen nach Einnahme der Triptane deutlich erhöht ist und man somit vermehrt Migräneanfälle bekommt.3,4
Dies bedeutet: Mit der Einnahme von Triptanen solltest du sehr zurückhaltend sein. Wenn möglich, solltest du versuchen mit Medikamenten wie z.B. ASS oder Ibuprofen (bei Migräne aber leider auch schwächeren Medikamenten) auszukommen. Brauchst du alle zwei bis drei Tage ein Triptan, so handelt es sich vermutlich um eine triptanbedingte Migräne. Das bedeutet das Medikament unterhält die Krankheit, gegen die es eigentlich eingesetzt wird.3,4
4. Gefahr der Entwicklung eines Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK)
Triptane können einen Medikamenten-induzierten Kopfschmerz auslösen. Deshalb darfst du höchstens zehn Tage im Monat und an drei Tagen hintereinander Triptane einnehmen. Dies gilt übrigens auch für andere Schmerzmittel.1
Alternativen zu Triptanen bei Migräne
Bei Kontraindikationen gegen Triptane, bei Unwirksamkeit von Analgetika/NSARs/Triptanen oder wenn dir die Einnahme von Triptanen zu heikel ist, kannst du auch auf andere Akutmedikamente oder die neueren Medikamente wie Ditane oder Gepante zurückgreifen.1 Darüber hinaus gibt es mehrere natürliche Möglichkeiten der akuten Migränebehandlung.
Sinnvoll ist es auch vorbeugend was gegen Migräne zu tun. Auch dort gibt es diverse vorbeugende Medikamente oder natürliche, nicht-medikamentöse Maßnahmen. Zu letzterem zählen Entspannungsübungen, Ausdauersport sowie eine blutzuckerstabilisierende Ernährung. Möchtest du eine nebenwirkungsfreie Migräneprophylaxe basierend auf der Ernährung ausprobieren, dann hole dir die Migräne-App sinCephalea auf Rezept. Hier wird individuell auf dich eine Ernährungstherapie zugeschnitten, die nachweislich Migräne vorbeugt.
Fazit
Bei mittelschweren bis schweren Migräneanfällen, die schlecht auf andere Maßnahmen und Medikamente reagieren sind Triptane die Mittel der ersten Wahl. Allerdings stehen sie im Verdacht, bei häufiger Einnahme die Anfallshäufigkeit zu erhöhen und haben diverse Nebenwirkungen und Gegenanzeigen. Die Einnahme von Triptanen sollte daher gut mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt abgewogen werden und sie sollten generell eher selten zum Einsatz kommen.
Als Alternativen können nicht-medikamentöse Maßnahmen sowie neuere Medikamente wie Ditane oder Gepante in Betracht gezogen werden. Um eine Senkung der Migränehäufigkeit zu erreichen, sollten auch vorbeugende Maßnahmen wie z.B. eine individuelle blutzuckerstabilsierende und entzündungshemmende Ernährung angewendet werden.
Quellen
- Diener, H.-C., Gaul, C. & Kropp, P. Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne: Entwicklungsstufe: S1. Leitlinien Für Diagn. Ther. Neurol. 37, 689–715 (2018).
- Göbel, H. Erfolgreich gegen Kopfschmerzen und Migräne. (Springer, 2012). doi:10.1007/978-3-642-25521-2.
- Limmroth, V., Kazarawa, Z., Fritsche, G. & Diener, H. C. Headache after frequent use of serotonin agonists zolmitriptan and naratriptan. Lancet Lond. Engl. 353, 378 (1999).
- De Felice, M. et al. Triptan-induced latent sensitization: a possible basis for medication overuse headache. Ann. Neurol. 67, 325–337 (2010).
- Gröber, U. & Kisters, K. Arzneimittel als Mikronährstoff-Räuber: Was Ihr Arzt und Apotheker Ihnen sagen sollten. (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2022).