Erfahre in diesem Artikel:
Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App
„Ständig Migräne – ich kann nicht mehr!“ ist einer der häufigsten Suchbegriffe in Bezug auf Migräne. Wir verraten dir in diesem Artikel warum es dennoch Gründe für Optimismus gibt und welche das sind.
„Neue Behandlung – frage nach Beweisen; ‘heile‘ dann weise die Tür.“ Wer Heilung von Migräne verspricht, dem sollen wir die Tür weisen, schreibt der anerkannte Kopfschmerzexperte Peter Goadsby.
Müssen wir da nicht unsere Hoffnung verlieren? Nein. Seine Aussage birgt gleich drei Gründe für Optimismus.
1. Migräne ist zwar nicht heilbar – aber sie kann ausheilen
Hören wir einen feinen Unterschied heraus: Peter Goadsby betont nicht, wie viele vor ihm, dass Migräne unheilbar sei. Er sagt, dass es unseriös sei, das Gegenteil zu behaupten. Das hat seinen Grund: Die Ursachen einer Migräneerkrankung sind nicht fassbar – und damit unbekannt.
Und ohne Ursachen kann es keine ursächliche Therapie geben. Nur in diesem Sinn ist Migräne nicht »heilbar«. Denn bei diesem Adjektiv mit Endung auf -bar schwingt der Begriff einer ärztlichen Behandlung mit. Eine solche müsste gezielt die Ursachen beseitigen, um als Heilung zu gelten. Eine »nicht heilbare« Krankheit kann allerdings spezifisch behandelt werden und auch »ausheilen«.
Wir alle kennen das: Auch Erkältungen sind nicht heilbar. Ein bekanntes Sprichwort sagt, eine Erkältung dauert mit ärztlicher Behandlung eine Woche – und ohne ärztliche Behandlung sieben Tage. So oder so, Erkältungen gehen vorüber, sie heilen von alleine aus. Auf dem Weg dahin kann man das Immunsystem stärken und Symptome lindern. Das ist der erste Grund für Optimismus, denn auch eine Migräne kann ausheilen – und auf dem Weg dahin, kann man viele sinnvolle Maßnahmen einleiten.
Leider enden die Gemeinsamkeiten beim Vergleich mit Erkältungen schnell. Es gibt z.B. keine Garantie, dass Migräne ausheilt, und wenn, dauert es nicht selten Jahrzehnte. Viele erkranken in ihrer Jugend und erst nach der Lebensmitte klingen die Symptome teilweise oder auch vollständig ab.
2. Günstigere Prognose weil unbekannte Ursachen?
Optimismus ist außerdem gerechtfertigt, weil die Ursachen bei Migräne unbekannt sind. Zumindest haben wir in der Regel eine günstigere Prognose als bei Kopfschmerzen mit bekannten Ursachen!
Man fragt sich jetzt vielleicht: Wie kann das sein, dass die Prognose günstiger ist, wenn die Ursachen unbekannt sind? Das medizinische Fachvokabular hat dafür ein Wort: »idiopathisch«.
Die Migräne ist eine idiopathische Erkrankung. Das setzt sich zusammen aus dem griechischen »idios« (selbst) und »pathos« (Leiden). Mit diesem Fachbegriff ist immer auch eine unbekannte Ursache gemeint.
Wenn wir die optimistische Botschaft hinter »idiopathisch« verstehen wollen, brauchen wir den Gegensatz: Wenn etwas Fassbares vorläge, z.B. ein Tumor, eine Gelenkblockade, eine Infektion, eine Autoimmunerkrankung, eine Stoffwechselstörung oder eine andere Gehirnverletzung, dann wäre der resultierende Kopfschmerz keine Migräne. Solche Kopfschmerzen wären die sekundäre Folge einer anderen Krankheit.
Das Gute daran ist, die idiopathische Migräne hat im Vergleich zu symptomatischen Kopfschmerzen mit bekannten Ursachen eine günstigere Prognose vollständig auszuheilen.
Auch ohne fassbare Ursachen ist Migräne eine organische Erkrankung. Nur sind an der Entstehung auch psychische und soziale Aspekte in komplexer Weise beteiligt. Wir können daher ihre Entstehungsgeschichte nicht einheitlich fassen. Zu groß ist die Zahl ihrer möglichen Umstände.
Wer trotzdem weiter nach einer Ursache sucht, ähnelt dem betrunkenen Mann aus Paul Watzlawicks Buch »Anleitung zum Unglücklichsein«. Ein Polizist will diesem Herren bei der Suche nach seinem Hausschlüssel helfen und fragt, ob er sich denn sicher sei, den Schlüssel unter der Laterne verloren zu haben. Der Betrunkene antwortet: »Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster.«
3. Neue Behandlungsformen
Es gibt einen dritten Grund für Optimismus, denn wir haben heutzutage völlig neue Behandlungsformen – sowohl für den Akutfall als auch prophylaktisch. Es wird nicht mehr nach der Ursache gesucht, sondern nach dem Entstehungsmechanismus der einzelnen Migräne-Attacken. Zwar spielen auch hier psychische und soziale Aspekte sowie verschiedene Umweltfaktoren mit hinein, doch wir können messen, wie das Migränegehirn in einem Wechselspiel physiologischer Reaktionen außer Kontrolle gerät.
Genau wie wir meteorologische Messdaten erheben und Unwetter vorhersagen können, werden wir vielleicht bald Gehirngewitter vorhersagen können. Diese Forschung bietet Hinweise auf eine spezifische Behandlung. Auch Schlagzeilen wie »Strom gegen Migräne«, »Impfung gegen Migräne« oder »Der Migräne-Kampf per Smartphone«, zeugen von dieser neuen Forschung, die Therapieformen entwickeln, die nicht auf eine Krankheitsursache angewiesen sind.
Darüber hinaus gibt es neue Erkenntnisse in Bezug auf Ernährung bei Migräne: Eine Ernährung, die den Blutzucker eher niedrig-stabil hält (niedrig-glykämisch), kann laut neueren Studien eine effektive Migräneprophylaxe sein1-4! Denn starke Blutzuckerschwankungen können nachweislich Migräneanfälle fördern5-7.
Wenn du herausfinden möchtest, welche Lebensmittel deinen Blutzucker eher niedrig-stabil halten, lass dir die digitale Gesundheitsprophylaxe sinCephalea Migränepropyhlaxe von deinen behandelnden Ärzt:innen oder per Videosprechstunde verschreiben. Nach der spannenden Testphase mit Ernährungstagebuch und Blutzuckersensor, erhältst du individuell auf dich zugeschnittene Ernährungsempfehlungen, mit denen du effektiv Migräne vorbeugen kannst.
Nur wer die wesentlichen Vorgänge bei einer Migräneattacke in seinem Körper und Gehirn versteht, erlangt genug Orientierung und Kompetenz im Umgang mit der Migräne, um dieser starken, neurologischen Erkrankung etwas entgegenzusetzen. Dazu wollen wir mit diesem Blog und unserer Migräne-App sinCephalea Migräneprophylaxe beitragen.
Fazit
Für Migräne Betroffene ist die Erkrankung eine Qual. Kein Wunder, dass „Ständig Migräne – ich kann nicht mehr!“ einer der häufigsten Suchbegriffe in Bezug auf Migräne ist. Auch wenn die Erkrankung nicht geheilt werden kann, gibt es Gründe für Optimismus. Denn eine „nicht heilbare“ Krankheit kann dennoch ausheilen. Migräne ist außerdem eine idiopathische Erkrankung, die Ursachen für ihre Entstehung sind also bisher unbekannt. Und auch wenn sich das erst einmal merkwürdig anhört, ist auch das ein Grund zu Optimismus. Denn im Gegensatz zu Kopfschmerzen mit bekannter Ursache hat Migräne eine günstigere Prognose.
Daneben gibt es neue Behandlungsformen, die für den Akutfall oder als Migräneprophylaxe angewendet werden können. Ein neuer Behandlungsansatz ist die personalisierte Ernährung, durch die der Blutzucker niedrig und stabil gehalten werden soll. Starke Blutzuckerschwankungen können nämlich Migräneattacken auslösen. Welche Lebensmittel den Blutzucker stark ansteigen lassen, ist individuell unterschiedlich. Mit sinCephalea kannst du während einer 14-tägigen Testphase herausfinden, welche Lebensmittel deinen Blutzucker eher niedrig und stabil halten und dadurch die Häufigkeit und Intensität deiner Migräneattacken reduzieren.
- Bernecker C. et al. (2011): Oxidative stress is associated with migraine and migraine-related metabolic risk in females. In: European Journal of Neurology, 18(10), S.1233-9.
- Gruber, H.-J. et al. (2010): Hyperinsulinaemia in Migraineurs Is Associated with Nitric Oxide Stress. In: Cephalalgia30 (5), S. 593–98. https://doi.org/10.1111/j.1468-2982.2009.02012.x.
- Siva, Z.O. et al. (2018): Determinants of Glucose Metabolism and the Role of NPY in the Progression of Insulin Resistance in Chronic Migraine. In: Cephalalgia38 (11), S. 1773–81. https://doi.org/10.1177/0333102417748928.
- Yilmaz, N. et al. (2011): Impaired Oxidative Balance and Association of Blood Glucose, Insulin and HOMA-IR Index in Migraine. In: Biochem. Med., 21, S. 145–151.
- Bongiovanni, D. et al. (2021): Effectiveness of Ketogenic Diet in Treatment of Patients with Refractory Chronic Migraine. In: Neurol Sci, doi:10.1007/s10072-021-05078-5.
- Evcili, G. et al. (2018): Early and long period follow-up results of low glycemic index diet for migraine prophylaxis. In: Agri.30(1), S. 8-11. doi: 10.5505/agri.2017.62443.
- Razeghi, J. S. et al. (2019): Association of diet and headache. In: Journal of Headache and Pain, 20(1), S. 106. doi:10.1186/s10194-019-1057-1.