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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App
Die Diagnose „Migräne“ wird vor allem bei Personen im Alter zwischen 25 und 50 Jahren gestellt. Dabei sind Frauen dreimal häufiger betroffen als Männer. Einige Frauen berichten von ausbleibenden Migräne-Attacken während der Schwangerschaft und einer Verbesserung des Krankheitsbildes nach der Menopause. Doch man hört auch von gegenteiligen Erfahrungen. Was ist also dran an dem Mythos, dass die Migräne nach der Menopause verschwindet?
Migräne & Hormone
Die Wahrscheinlichkeit an Migräne zu erkranken, steigt mit Beginn der ersten Monatsblutung (Menarche) deutlich an. Vor der Pubertät sind Mädchen und Jungen gleich häufig an Migräne erkrankt (circa 4% aller Kinder), danach sind Mädchen rund dreimal häufiger betroffen1. Dies lässt vermuten, dass Hormone eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Migräne spielen können.
Ich bin wohl ein lebender Beweis dafür: Meine erste Migräne hatte ich exakt an dem Tag, an dem ich das erste Mal meine Periode bekam. Und daraufhin hatte ich sie tatsächlich jahrelang einmal im Monat: während meiner Menstruation.
Da sich die Migräne zu Beginn meiner Wechseljahre extrem verschlimmerte und sich mit 20 bis 25 Schmerztagen im Monat chronifizierte, habe ich auch hier die Hormone im Verdacht. Und natürlich beschäftigt mich die Frage, ob ich eine von den glücklichen Personen bin, die nach der Menopause mit einer Besserung oder sogar dem Verschwinden der Migräneattacken rechnen darf.
Denn wenn meine Migräne größtenteils hormonell getriggert ist, sollte doch der Spuk vorbei sein, wenn sich der Hormonpegel auf einem unteren Level eingespielt hat, oder nicht?
Welche Hormone beeinflussen Migräne?
Tatsächlich besteht ein Zusammenhang zwischen Hormonen und Migräne. Menarche, Menstruation, Schwangerschaft und Menopause sowie die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel und Hormonersatzbehandlungen können das Auftreten von Migräne beeinflussen.Besonders ein sinkender Östrogenspiegel steht im Verdacht Migräne zu triggern. Und dieser sinkt zweimal im Monat im Rahmen des Menstruationszyklus: einmal kurz vor der Monatsblutung und einmal während des Eisprungs. Darüber hinaus gibt es noch andere Lebensphasen, in denen der weibliche Hormonhaushalt ordentlichen Schwankungen unterworfen ist: während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren.
Der Zusammenhang zwischen Östrogenspiegel und Migräne wird immer noch erforscht, doch laut Ärzt*innen und Forschenden gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Sexualhormon Östrogen und der Verarbeitung von Schmerzreizen im Gehirn. Denn Östrogene stimulieren die neuronale Erregbarkeit2. Auslöser für Migräneattacken können sowohl eine erhöhte als auch eine zu niedrige Menge an Östrogen sein. Wie so häufig haben also auch hier die Schwankungen einen Einfluss auf die Migränehäufigkeit 3. Dies ist besonders bei der Diagnose menstruelle oder menstruationsassoziierte Migräne relevant.
Doch auch weitere Hormone wie z.B. das Hormon Insulin können in den Wechseljahren gehörig aus der Bahn geworfen werden und einen Einfluss auf Migräne haben. Nachweislich kann es besonders in der Perimenopause zu einer Insulinresistenz (verminderten Insulinempfindlichkeit) kommen 4 und diese kann laut mehreren Studien Migräne-Attacken 5–7, Gewichtszunahme sowie Heißhunger-Attacken begünstigen.
Ist unser Insulin nicht in Balance hat das zudem einen Einfluss auf unsere Geschlechtshormone Östrogen, Progesteron und Testosteron und somit auf diverse Abläufe in unserem Körper. Aber keine Sorge: einer Insulinresistenz kann man mit einer blutzuckerstabilisierenden Ernährung (Blutzucker Migräne) entgegenwirken. Wie das geht, erkläre ich weiter unten im Artikel.
Insulin ist ein körpereigenes Hormon, das blutzuckersenkend wirkt, indem es den über die Nahrung aufgenommenen Zucker (Glukose) aus dem Blut in die Körperzellen schleust, wo er zur Energiegewinnung benötigt wird8.
Bei einer Insulinresistenz reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin (sie sind resistent geworden), d.h. sie nehmen weniger Glukose aus dem Blut auf. Die Folge: Der Blutzucker bleibt hoch und die Bauchspeicheldrüse schüttet vermehrt Insulin aus, um den Blutzucker zu regulieren. Eine Insulinresistenz geht also mit hohen Blutzucker- und Insulinwerten einher, die Gewichtszunahme, Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen sowie Migräne-Attacken begünstigen8.
Was passiert während der Wechseljahre im Körper?
Die Wechseljahre, auch Klimakterium genannt, beschreiben den Zeitraum im Leben einer menstruierenden Person, in der der Vorrat an Eizellen erschöpft, die Funktionsfähigkeit der Eileiter reduziert wird und somit keine Schwangerschaft mehr möglich ist. Sie geht mit einem Absinken der Sexualhormone Progesteron und Östrogen einher, welche zu den typischen Begleiterscheinungen der Wechseljahre führen können: Hitzewallungen, Nachtschweiß und Stimmungsschwankungen.
Dauer der Wechseljahre
Der Begriff Wechseljahre umfasst die komplette Zeit der Hormonumstellung von der Prämenopause bis zur Postmenopause (siehe Phasen weiter unten). Sie können bereits ab einem Alter von 40 Jahren einsetzen. Wie lange sie dauern und ob man Beschwerden hat, ist individuell ganz verschieden. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Zeit, in der Begleiterscheinungen auftreten, im Durchschnitt 7,3 Jahre anhält.
Je früher die ersten Symptome einsetzen, desto länger bleiben sie anscheinend bestehen: Frauen, die bereits in der Prämenopause erste Symptome entwickelten, hatten durchschnittlich 11,8 Jahre damit zu kämpfen. Wurden erste Symptome erst in der Postmenopause entwickelt, dauerten sie durchschnittlich lediglich 3,4 Jahre an9.
Die vier Phasen der Wechseljahre
Prämenopause
Die Prämenopause leitet die Wechseljahre ein. In der Literatur ist die Abgrenzung zur darauffolgenden Perimenopause nicht wirklich eindeutig. Jedoch beginnt die Prämenopause vor der Perimenopause und scheint mit ersten hormonellen Veränderungen einherzugehen.
Perimenopause
Diese Phase beschreibt die 4 bis 10 Jahre vor der letzten Menstruation. Sie ist gekennzeichnet durch einen sinkenden Progesteronspiegel und geht meist mit einer Östrogendominanz einher.
Das Sexualhormon Progesteron ist im gebärfähigen Alter dafür zuständig, dass sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann. Es wird quasi am Ende der gebärfähigen Zeit nicht mehr benötigt. Daher stellt der Körper die Produktion ein. Der Abfall des Progesteronspiegels mit gleichzeitig hohen Östrogenwerten kann zu Symptomen wie Spannungsgefühl in den Brüsten oder Wassereinlagerungen führen.
Später beginnt dann auch der Östrogenspiegel zu sinken. Dieses Absinken äußert sich unter anderem durch unterschiedliche Zykluslängen und das unregelmäßige Ausbleiben der Periode. Aber auch Begleitsymptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Herzklopfen, trockene Haut und Schleimhaut, Osteoporose (Knochenschwund) sowie depressive Verstimmungen können jetzt auftreten10.
Menopause
Die Menopause bezeichnet das Ausbleiben der Menstruation für mindestens ein Jahr. Sie tritt durchschnittlich im Alter von 51 Jahren auf10.
Postmenopause
Die Postmenopause bezeichnet die Phase nach der Menopause und ist somit die Phase, in der die weiblichen Sexualhormone sich auf den niedrigsten Wert einpendeln. Die Hormonschwankungen lassen nun nach10.
Migräne & Wechseljahre: Wird Migräne in den Wechseljahren schlimmer?
Ripa (2015) stellt in einer Metaanalyse von mehreren Studien fest, dass es in den Wechseljahren (besonders Perimenopause) zu einer Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken kommen kann und das aber bei vielen Frauen die Häufigkeit und Schwere im Laufe der Wechseljahre abnimmt. Es wird vermutet, dass dies mit den starken und zum Teil plötzlichen Schwankungen des Hormonspiegels zusammenhängt2.
Mein Verdacht hat sich also bestätigt: Dass sich meine Migräne mit Anfang 40 so extrem verschlimmert hat, scheint in den Hormonschwankungen begründet zu sein. Die gute Nachricht ist aber, dass die Häufigkeit der Migräneattacken bei 60% der Frauen nach der Menopause abnimmt oder die Migräne sogar ganz verschwindet1. Dies wird auf den permanent niedrigen Östrogenspiegel nach der Menopause zurückgeführt11.
Therapie: Was hilft gegen Migräne in den Wechseljahren?
Ernährung
Östrogene beeinflussen die Insulinempfindlichkeit der Körperzellen und führen zu einem erhöhten Insulinspiegel im Blut. Und andersherum hat ein erhöhter Insulinspiegel auch einen Einfluss auf unsere Sexualhormone. Um dem erhöhten Risiko einer Insulinresistenz entgegen zu wirken, macht es Sinn mittels einer niedrig-glykämischen Ernährung, den Blutzuckerspiegel und somit auch den Insulinspiegel niedrig-stabil zu halten (Zucker Kopfschmerzen).
In neueren Studien wurden deutliche Zusammenhänge zwischen Insulinresistenz, starken Blutzucker- und Insulinschwankungen und Migräne festgestellt. Besonders stark schwankende Blutzuckerreaktionen nach dem Essen können auf mehreren Ebenen Migräneanfälle fördern. Starke Blutzuckerschwankungen
- fördern Entzündungsprozesse im Körper (Migräne ist ein Entzündungsprozess!!)
- sorgen für Energiedefizite im Gehirn
- und stimulieren zusätzlich das Neuropeptid CGRP (Calcitonin gene-related peptide)
Weitere Studien konnten daher auch nachweisen, dass eine niedrig-glykämische Ernährung, die den Blutzucker eher niedrig und stabil hält, eine effektive Migräneprophylaxe sein kann12–15 – und das nicht nur in den Wechseljahren.
Die App auf Rezept sinCephalea Migräneprophylaxe möchte dir bei der Einführung einer Blutzucker- und Insulinstabilisierenden Ernährung helfen. Die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) ermittelt für dich in der 2wöchigen Testphase mittels Blutzuckersensor und Ernährungstagebuch, welche Lebensmittel deinen Blutzucker niedrig-stabil halten. Denn das kann individuell ganz verschieden sein. Ich habe z.B. festgestellt, dass Kartoffeln und Haferflocken meinen Blutzucker in ungeahnte Höhen schnellen lassen. Ich lasse sie nun häufiger weg oder kombiniere sie mit Proteinen, Fetten oder einem Kaffee nach dem Essen – da dies meine Blutzuckerantwort verbessert. So kann ich mit Hilfe dieser kleinen Tipps und Tricks effektiv Migräneattacken verhindern – ganz ohne Nebenwirkungen und Risiken.
Das Gute ist: Ein stabiler Blutzucker hilft nicht nur in der Vorbeugung von Migräneattacken sondern fördert deine Gesundheit allgemein während der Wechseljahre. Ein stabiler Blutzucker kann beispielsweise dabei helfen Heißhungerattacken zu vermeiden sowie Gewichtszunahme und Hitzewallungen zu reduzieren.
Die Kosten für die App auf Rezept sinCephalea werden übrigens von den Krankenkassen übernommen. Du kannst sie dir von behandelnden Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen oder per Videosprechstunde bei unserem telemedizinischen Partner TeleClinic und MySummer verschreiben lassen.
Phytoöstrogene & Heilpflanzen
Einem Östrogenmangel kannst du beispielsweise auch durch vermehrten Verzehr von Lebensmitteln, die Phytoöstrogene enthalten, etwas entgegenwirken. Phytoöstrogene sind in ihrer Struktur dem Östrogen ähnlich und können daher bedingt an den Östrogenrezeptor binden. Sind beispielsweise in Hülsenfrüchten wie Sojaprodukten, Kichererbsen, Bohnen aber auch in getrockneten Datteln, Pflaumen, Aprikosen, Sesam, Leinsamen, Weizenkeimen, Gurken, Knoblauch, Brokkoli, Karotten, Sellerie, Rote Beete und Erdnüssen enthalten. Phytoöstrogene können darüber hinaus auch die Blutgefäßfunktion und den Blutdruck positiv beeinflussen16.
Studien konnten ebenfalls zeigen, dass eine Einnahme von Johanneskraut, Mönchspfeffer und Traubensilberkerze eine regulierende Wirkung auf den Östrogenhaushalt haben kann 17,18.
Hormonersatztherapie (HRT: hormone replacement therapy)
Eine weitere Möglichkeit in die Wechseljahre einzugreifen, ist die sogenannte Hormonersatztherapie. Diese bezeichnet die Gabe von Östrogen, Progesteron oder Kombinationspräparaten in Form von Hautpflastern, Cremes oder oral eingenommenen Medikamenten. Hautpflaster bieten dabei eine geringere, aber stetigere Versorgung mit Hormonen.
Ziel der Therapie ist es, die mit den Wechseljahren einhergehenden Beschwerden, wie z.B. Hitzewallungen und Schlafstörungen zu lindern. HRT wird aber auch als mögliche Behandlungsform bei Migräne in den Wechseljahren diskutiert, denn mittels der Hormongabe kann der Östrogenspiegel konstant gehalten werden.
Bezüglich der Wirkung auf die Migränesymptomatik wurden allerdings unterschiedliche Ergebnisse gefunden. Teils konnte eine Hormonersatztherapie dazu beitragen, dass sich die Migränesymptomatik verbessert, teils jedoch auch verschlechtert hat 19. Generell sind die Effekte einer HRT auf Migräne umstritten und es besteht weiterer Forschungsbedarf.
WICHTIG: Personen mit Migräne mit Aura sollten keine Östrogene als Hormonersatztherapie in Erwägung ziehen, da das Schlaganfallrisiko sich durch die Gabe erhöhen kann20. In allen anderen Fällen muss die Situation mit den zuständigen Ärzt:innen besprochen werden, um die bestmögliche Behandlung zu finden.
Eine operative Entfernung der Gebärmutter oder der Eierstöcke, um eine Migräne zu bekämpfen, ist laut DMKG (2015) unsinnig. Die Migräne ist danach eher häufiger als zuvor und verschlechtert sich bei 40-60% der Frauen1.
Fazit
Hormonschwankungen von Progesteron, Östrogen und Insulin können Migräne-Attacken triggern. Diesen Einfluss merken einige Frauen während der Regelblutung, um den Eisprung herum, während einer Schwangerschaft oder zu Beginn und nach den Wechseljahren. Aber auch eine Insulinresistenz wie sie häufig in den Wechseljahren vorkommt, kann Migräne-Attacken fördern.
Obwohl bei vielen Frauen die Häufigkeit und/oder Schwere der Migräne nach der Menopause abnimmt, kann es zu Beginn der Wechseljahre zu einer Zunahme der Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken kommen. Bei Betroffenen mit einer menstruellen Migräne liegt die Wahrscheinlichkeit höher, dass nach der Menopause die Intensität und Häufigkeit der Migräne-Anfälle nachlässt.
Therapeutisch kann man Migräne in den Wechseljahren mit einer blutzuckerstabilisierenden Ernährung sowie einer Hormonersatztherapie begleiten, um hormonelle Schwankungen zu minimieren. Migräne mit Aura-Betroffene sollten wegen dem erhöhten Schlaganfallrisiko von einer Therapie mit Hormonen absehen. Für sie ist eine blutzuckerstabilisierende Ernährung wie z.B. mit der App auf Rezept sinCephalea von Vorteil, denn sie hat keine Risiken und Nebenwirkungen.
Quellen
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