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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App
Welche Prophylaxe- und Akutmedikamente gibt es eigentlich zur Behandlung von Migräne? Mittlerweile gibt es sehr viele verschiedene Migräne Tabletten, da verliert man schonmal leicht den Überblick! Und welche sind eigentlich zum Vorbeugen der Migräne und zu welchen kann ich greifen, wenn ich schon mitten in der Attacke stecke? In diesem Artikel verschaffen wir euch einen genauen Überblick.
Vorweg noch ein kleiner Disclaimer: Wir möchten euch hier einen Überblick über die Leitlinien-Empfehlungen geben. Sprecht mögliche Medikationen aber bitte immer mit euren behandelnden Ärzten oder Ärztinnen ab! Und informiert euch über mögliche Nebenwirkungen und Kontraindikationen.
Migräne-Prophylaxe
Vorsorge ist besser als Nachsorge! Das gilt auch bei Migräne. Daher ist eine gute auf dich angepasste Prophylaxe von großer Bedeutung. Dabei kommen medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen zu Anwendung. In den Leitlinien der DGN und DMKG werden die medikamentösen Migräne Prophylaxen in hohe Evidenz und geringere Evidenz unterteilt.
Zu den Medikamenten mit hoher Evidenz gehören:
- Betarezeptoren-Blocker wie Propranolol, Metoprolol oder Bisprolol
- Kalziumantagonisten wie Flunarizin
- Antiepileptika wie Valporinsäure oder Topiramat
- das Antidepressivum Amitriptylin
- OnabotulinumtoxinA -> Botox (bei chronischer Migräne)
Diese werden auch als Migräneprophylaxe-Medikamente der ersten Wahl bezeichnet.
Monoklonale Antikörper weisen ebenfalls eine hohe Evidenz auf. Sie wurden speziell gegen Migräne entwickelt und werden monatlich bis dreimonatlich gespritzt. Der Botenstoff CGRP wirkt gefäßerweiternd und spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Migräne. Die monoklonalen Antikörper – oder auch „Migräne Spritze“ genannt – hemmen je nach Wirkstoff entweder den CGRP-Rezeptor oder das CGRP selbst.
Zu den monoklonalen Antikörpern mit hoher Evidenz gehören aktuell:
- Eptinezumab (intravenös)
- Erenumab (subkutan)
- Fremanezumab (subkutan)
- Galcanezumab (subkutan)
Außerdem gibt es noch die Medikamente „zweiter Wahl“ mit geringerer Evidenzlage. Diese werden meist nur eingesetzt, wenn die Mittel der ersten Wahl nicht wirksam gewesen sind oder wenn gegen diese Kontra-Indikationen vorliegen.
Zu den Prophylaxe-Medikamenten mit geringerer Evidenzlage gehören:
- Antidepressiva wie Opipramol oder Venlafaxin
- Acetylsalicylsäure
- Magnesium
- Magnesium plus Vitamin B2 plus Coenzym Q10
- Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer und Sartane
- Mutterkraut
- Pestwurz
Die Medikamentösen Migräne-Prophylaxen werden in Kombination mit nicht-medikamentösen Maßnahmen empfohlen 1.
Zu den nicht-medikamentösen Maßnahmen zählen zum Beispiel:
- Regelmäßiger aerober Ausdauersport
- Entspannungsmethoden bei Migräne
- Psychologische Schmerztherapie durch zum Beispiel: Stressmanagement oder Schmerzbewältigung
- Ggf. kognitive Verhaltenstherapie
- niedrig-glykämische Ernährung
In unserem Blogartikel „Migräneprophylaxe mit Medikamenten – ein Überblick“ gehen wir auf die verschiedenen Maßnahmen noch detaillierter ein. Falls du dich also noch näher mit dem Thema beschäftigen möchtest, schau dort gern vorbei.
Die niedrig-glykämische Ernährung ist ein Thema, dass uns von sinCephalea besonders am Herzen liegt! Aktuelle Studien haben nämlich gezeigt, dass auch ein niedrig stabiler Blutzucker Migräne effektiv reduzieren kann 2. Denn insbesondere starke Blutzuckerschwankungen können bei der Entstehung von Migräneattacken eine bedeutende Rolle spielen 3.
Da der Blutzucker jedes Menschen sehr individuell auf Mahlzeiten reagiert und sich deshalb nicht pauschal vorhersagen lässt welche Mahlzeiten welche Blutzuckerreaktionen hervorrufen, kommt hier die personalisierte Ernährung ins Spiel. Mit der Migräne-App sinCephalea kannst du jetzt individuell für dich testen welche Lebensmittelkombinationen deinen Blutzucker niedrig und stabil halten und so aktiv deine Migräne bekämpfen 4.
Akutmedikation
Migräne und Nachdenken, das sind zwei Dinge, die nicht besonders gut gemeinsam funktionieren. Deshalb ist es wichtig, sich schon vor einer Migräneattacke damit zu beschäftigen, welche Migräne Tabletten im Akutfall Abhilfe schaffen können und wie man sie am besten dosiert.
Bei Schmerzen gilt es schnell zu handeln! Da es während einer Migräne-Attacke zu Aufnahmestörungen in Magen und Darm kommen kann, kann eine verspätete Einnahme die Wahrscheinlichkeit erhöhen, den Schmerz nicht vollständig behandeln zu können oder die Schmerzen wieder auftreten. Insgesamt können Schmerzmedikamente besser wirken, wenn man sich nach der Einnahme ausruht.
Antiemetika
Bei vielen Migräne Betroffenen treten neben den Kopfschmerzen auch Übelkeit und/oder Erbrechen auf. Dagegen helfen Antiemetika.
Durch die Einnahme von sogenannten Antiemetika wird neben der Bekämpfung von Übelkeit und Erbrechen auch die Aufnahmefähigkeit des Magens gesteigert. Dies kann zur besseren Schmerzmittelaufnahme führen.
Zur Therapie bei Übelkeit und/oder Erbrechen empfehlen die DMKG und DGN:
- Metoclopramid, Dosis: 10 mg oral oder rektal
- Domperidon, Dosis: 10 mg oral
Schmerzmittel
Diese Schmerzmittel werden gegen Kopfschmerzen bei Migräne empfohlen:
Dazu gehören Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Phenazon, Diclofenac, Paracetamol, Naproxen und Metamizol.
Folgende Schmerzmittel und Dosierungen werden in den Leitlinien der DMKG und DGN empfohlen:
- Acetylsalicylsäure, Dosis: 900 – 1000 mg oral
- Ibuprofen, Dosis: 200 – 600 mg oral
- Phenazon, Dosis: 500 – 1000 mg oral
- Diclofenac-Kalium/ Diclofenac-Natrium, Dosis: 50 – 100 mg oral
- Metamizol, Dosis: 1000 mg oral
- Paracetamol, Dosis: 1000 mg oral
- Naproxen, Dosis: 500 oder 825 mg oral
Triptane
Bei mittel bis schweren Migräneattacken und bei fehlendem Ansprechen auf Schmerzmittel kommen Triptane zum Einsatz.
Triptane verengen die Hirngefäße und hemmen die Freisetzung entzündungsfördernder Botenstoffe. Sie wurden speziell gegen Migräne entwickelt und bekämpfen darüber hinaus auch Begleitsymptome wie Lärm- und Geruchsempfindlichkeit oder Übelkeit und Erbrechen.
Triptane können als Schmelztabletten, orale Tabletten, Zäpfchen, subkutane Spritzen/Injektionen, als Nasenspray oder auch als Pflaster für die Haut verabreicht werden.
Diese Dosierungen und Applikationswege werden von der DMKG und DGN empfohlen:
- Sumatriptan, Dosis: 50 oder 100 mg oral, 10 oder 20 mg nasal, 6 mg, 3 mg subkutan
- Zolmitriptan, Dosis: 2,5 oder 5 mg oral, 5 mg nasal
- Naratriptan, Dosis: 2,5 mg oral
- Rizatriptan, Dosis: 5 oder 10 mg oral, 5 mg oral bei Komedikation mit Propranolol
- Almotriptan, Dosis: 12,5 mg oral
- Eletriptan, Dosis: 20 oder 40 mg oral
- Frovatriptan, Dosis: 2,5 mg oral
Lasmiditan und Rimegepant
Bei Kontraindikation gegen Triptane oder Unwirksamkeit von Schmerzmitteln/ Triptanen rät die DMKG zum Beispiel zu Lasmiditan und Rimegepant.
Lasmiditan ist ein Serotoninrezeptor-Agonist und Rimegepant ein CGRP-Rezeptorantagonist. Beide wurden zur Akutbehandlung von Migräneattacken entwickelt und sind seit 2022 in Deutschland zugelassen.
Die DMKG und DGN empfehlen folgende Dosierungen:
- Lasmiditan, Dosis: 50 – 200 mg oral
- Rimegepant, Dosis: 75 mg oral
Notfall-Akutmedikation
Doch was tun, wenn die Migräneattacke so schwer ist, dass die oral eingenommenen Medikamente keine Abhilfe verschaffen? Für diesen Fall haben die DMKG und DGN Empfehlungen zur Behandlung von Migräneattacken als Notfall ausgesprochen. Diese werden nicht als Selbstmedikation eingenommen, sondern von Ärztinnen oder Ärzten verabreicht. Wenn du den Migräneanfall also nicht mit den eben genannten Medikamenten stoppen kannst, hast du drei Möglichkeiten:
- Innerhalb der Öffnungszeiten eine neurologische oder hausärztliche Praxis aufsuchen
- Außerhalb der Öffnungszeiten den ärztlichen Notdienst rufen
- Eine Notfallambulanz aufsuchen
In den Leitlinien werden ASS, Triptane, Metoclopramid (& andere Dopaminantagonisten), Metamizol und beim Status migränosus (eine Migräneattacke, die länger als drei Tage andauert) Steroide empfohlen. Metamizol darf nur mit großer Vorsicht verabreicht werden, da es zu Blutdruckabfall und starken allergischen Reaktionen führen kann. Deshalb ist es nur unter Beobachtung im Krankenhaus empfohlen 1.
Folgende Dosierungen werden von der DMKG und der DGN empfohlen:
- Lysin-Acetylsalicylat, Dosis: 1000 mg intravenös (ggf. mit 10 mg Metoclopramid intravenös)
- Metoclopramid, Dosis: 10 mg intravenös
- Sumatriptan, Dosis: 3 – 6 mg subkutan
- Metamizol, Dosis: 1000 mg
Im Status migränosus:
- Prednison, Dosis: 50 – 100 mg intravenös
- Dexamethason, Dosis: 4 – 8 mg intravenös
Fazit
Welches Medikament für wen geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Deshalb ist eine ganzheitliche Betrachtung der Betroffenen auch in Bezug auf mögliche Komorbiditäten wichtig. Die Prophylaxe sowie Akut-Medikation solltest du immer gemeinsam mit deiner Ärztin oder deinem Arzt auswählen und besprechen. Außerdem solltest du neben den medikamentösen Maßnahmen auch nicht-medikamentöse Maßnahmen in deine Migräne-Prophylaxe integrieren, um eine möglichst ausgeprägte Verbesserung deiner Lebensqualität zu erreichen. Ein neuartiger Ansatz ist die niedrig-glykämische Ernährung mit der Migräne-App sinCephalea, die durch Stabilisierung deines Blutzuckerspiegels Migräne reduziert.
Quellen
- Diener HC, Gaul C, Kropp P. Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne: Entwicklungsstufe: S1. Nervenheilkunde. 2022;37(10):689-715. doi:10.1055/s-0038-1673598
- Bongiovanni D, Benedetto C, Corvisieri S, et al. Effectiveness of ketogenic diet in treatment of patients with refractory chronic migraine. Neurol Sci Off J Ital Neurol Soc Ital Soc Clin Neurophysiol. 2021;42(9):3865-3870. doi:10.1007/s10072-021-05078-5
- Siva ZO, Uluduz D, Keskin FE, et al. Determinants of glucose metabolism and the role of NPY in the progression of insulin resistance in chronic migraine. Cephalalgia. 2018;38(11):1773-1781. doi:10.1177/0333102417748928
- Lelleck VV, Schulz F, Witt O, et al. A Digital Therapeutic Allowing a Personalized Low-Glycemic Nutrition for the Prophylaxis of Migraine: Real World Data from Two Prospective Studies. Nutrients. 2022;14(14):2927. doi:10.3390/nu14142927