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Pfefferminzöl gegen Kopfschmerzen und Migräne?

Viele Betroffene berichten von einer lindernden Wirkung durch Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen und Migräne. Doch hält das ätherische Öl wirklich was es verspricht und was ist der Wirkmechanismus dahinter?

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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App

Zu den diversen natürlichen Behandlungsmethoden von Kopfschmerzen und Migräne gehören neben nicht-medikamentösen Prophylaxe-Maßnahmen, wie die einer niedrig-glykämischen Ernährung mit sinCephalea, eben auch verschiedene Maßnahmen für den Akutfall – darunter auch Pfefferminzöl. Doch wie wirkt die Pfefferminze eigentlich und was ist das Besondere an dem entsprechenden Öl? All das sowie die Datenlage zur Wirkung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen und Migräne erfährst du in diesem Artikel.

Die Pfefferminze

Die Pfefferminze (lateinisch: Mentha x piperita L.) ist eine natürliche Kreuzung zwischen den zwei Minzarten Wasserminze und Ährenminze. Sie gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae) und wird bereits seit mehreren tausend Jahren als Heilpflanze verwendet, wie Aufzeichnungen aus dem antiken Griechenland, Rom und Ägypten zeigen. Hier wurde die Pfefferminze unter anderem gegen Verdauungsstörungen und weitere Beschwerden eingesetzt.

Heutzutage wächst die Pfefferminze in ganz Europa und Nordamerika. Sie ist ein gängiger Aromastoff in diversen Lebensmitteln und Getränken und wird zudem als Duftstoff in Seifen und Kosmetika verwendet1.

Wie wird Pfefferminze verwendet?

Man verwendet sowohl die Pfefferminzblätter als auch das ätherische Öl der Pfefferminze (Oleum menthae piperitae) in verschiedenen Formen1:

  • Pfefferminzblätter (Menthae piperitae folium)
  • Pfefferminzblättertrockenextrakt (Menthae piperitae folii extractum siccum)
  • Pfefferminzöl (Oleum menthae piperitae)
  • Pfefferminztinktur (Menthae piperitae tinctura)

Pfefferminzblattzubereitungen sind entweder als Kräutertee zum Trinken oder in flüssiger oder fester Form zum Einnehmen erhältlich. Für letzteres werden die Blätter getrocknet und zerkleinert und dann in ein Lösungsmittel (z.B. Ethanol) eingelegt, um einen flüssigen Extrakt herzustellen. Wird das Lösungsmittel im Anschluss verdampft, erhält man einen Trockenextrakt. Die Konzentration der Wirkstoffe ist in diesen Präparaten höher als im Tee, aber geringer als im Pfefferminzöl. Denn Pfefferminzöl enthält konzentrierte ätherische Öle, die durch Wasserdampfdestillation aus den blühenden Teilen und Blättern der Pfefferminzpflanze gewonnen werden. Darin befinden sich unter anderem die Wirkstoffe Menthol (früher als Pfefferminzcampher bezeichnet) und Menthon, wobei Menthol für den charakteristischen Geruch des Öls verantwortlich ist1.

Pfefferminzöl: Wirkung

Je nach Pfefferminz-Präparat und entsprechenden Inhaltsstoffen und Dosierungen werden unterschiedlich Wirkmechanismen diskutiert2:

1. Kühlende und schmerzlindernde Wirkung

Das enthaltene Menthol wirkt auf die Kälterezeptoren auf der Haut und kann bei lokaler Anwendung einen kühlenden Effekt auslösen. Damit lässt sich auch eine schmerzlindernde Wirkung erklären, denn die Kältereize führen zu einer Blockade der Weiterleitung von Schmerzreizen. Dafür bedarf es aber tendenziell höhere Menthol-Konzentration von 2-5%, damit sich diese lokalanästhetische Wirkung entfalten kann.

2. Beeinflussung von Schmerzbotenstoffen

Pfefferminzöl kann auch die Wirkung von Schmerzbotenstoffen wie Serotonin herabsetzen.

3. Muskelentspannung

Menthol kann Muskelentspannung fördern, indem es die glatte Muskulatur entspannt. Dies kann Muskelverspannungen lösen und die Durchblutung verbessern.

4. Vasokonstriktion

Wendest du Pfefferminzöl lokal auf der Haut an, kann es zu einer Vaskonstriktion kommen, d.h. es ziehen sich die Gefäße zusammen.

5. Beruhigende Wirkung durch bspw. Aromatherapie

Der frische Duft des Pfefferminzöls kann eine beruhigende Wirkung haben und wird auch gerne in der Aromatherapie eingesetzt. In Kombination mit einem Ritual der Entspannung und Wohlbefinden, soll der Geruch eine beruhigende Wirkung haben.

Studienlage zu Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen und Migräne

Studien konnten die Wirksamkeit der lokalen Anwendung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp (auch als Spannungskopfschmerz bekannt) nachweisen. Die Wirksamkeit war in einer Studie sogar vergleichbar mit der von Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol3.

Pfefferminzöl ist daher auch in der Praxisleitlinie „Primäre Kopfschmerzen“ der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin als ein Standard-Akuttherapie-Maßnahme von Spannungskopfschmerzen bei Erwachsenen und Kindern über 6 Jahren gelistet2. Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind die häufigste Form von Kopfschmerzen und können laut Berichten von Migräne-Betroffenen oft in einen Migräne-Anfall übergehen4.

Auch während einer Migräneattacke können somit die oben genannten Effekte wie Kühlung, Schmerzlinderung, Entspannung und Vasokonstriktion vorteilhaft sein. Es gibt zudem Studien, die einen Effekt von Pfefferminzöl auf Migräne-Kopfschmerzen nachweisen konnten6, wobei die Effekt je nach Präparat und der entsprechenden Zusammensetzung sowie Dosierung variieren. Rafieian-Kopaei et al. konnten zum Beispiel zeigen, dass die nasales Einnahme von Menthol zu einer Verringerung der Intensität und Häufigkeit der Kopfschmerzen führte5. Allerdings müssen weitere qualitativ hochwertigere Studien folgen um die Wirksamkeit ausreichend zu belegen und den Zusammenhang besser zu verstehen.

Man ist sich dennoch über folgende Vorteile der Anwendung von Pfefferminzöl bei Migräne einig: Es hat keine systemischen Effekte, da es nur lokal wirkt, es besteht kein Risiko für einen Medikamenten-Übergebrauchs-Kopfschmerz (MÜK), und es ist eine gute Alternative zu Schmerzmitteln, wenn Kontraindikationen wie Schwangerschaft, Stillzeit oder Kindesalter vorliegen.2:

Diese Vorteile gelten auch für weitere natürliche Akut- und Prophylaxe-Maßnahmen, wie z.B. regelmäßige Entspannungsmethoden bei Migräne und Sport bei Migräne (moderater Ausdauersport) sowie eine blutzuckerstabilisierende (niedrig-glykämische) Ernährung, die helfen können Migräneattacken vorzubeugen. Bei letzterem kann dich die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) sinCephalea Migräneprophylaxe unterstützen, die in Studien eine sehr gute Wirksamkeit nachweisen konnte und Effekte vergleichbar mit anderen Migräne-Prophylaxen erreichen kann. Die Migräne-App auf Rezept bietet dir die einzigartige Gelegenheit herauszufinden, wie dein Blutzucker auf bestimmte Lebensmittel und Mahlzeiten reagiert damit du anschließend die bevorzugen kannst, die eher Blutzucker-stabilisierend wirken. Denn Studien konnten zeigen, dass Blutzucker bei Migräne eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Migräne-Attacken spielen 9–12 und dass eine niedrig-glykämische Ernährung eine effektive Migräneprophylaxe sein kann 13,14.

Die richtige Anwendung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen

Am besten wendest du Pfefferminzöl niemals unverdünnt bzw. in zu starken Konzentrationen an, da dies zu Reizungen führen kann. Die gängigen Produkte werden jedoch meist sowieso bereits verdünnt angeboten. Eine zu geringe Konzentration ist jedoch auch nicht vorteilhaft, da Studien die beste Wirkung für 10 %-iges Pfefferminzöl gezeigt haben (auch die Empfehlung in den allgemeinen Leitlinien).

Dabei trägst du das Pfefferminzöl großflächig auf Stirn und Schläfen auf. Achte dabei darauf, dass du das Öl nicht in die Augen bekommst. Bei akuten Kopfschmerzen kannst du das Öl zweimal innerhalb von 15 Minuten anwenden. Denn im Vergleich zu einem Placebo konnte mit Pfefferminzöl bereits nach 15 Minuten eine signifikante Reduktion der Kopfschmerzen erzielt werden7.

Mögliche Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Tee gegen Kopfschmerzen, der aus Pfefferminzblättern hergestellt wird, enthält nur eine sehr geringe Konzentration. Auch Pfefferminzöl ist in der allgemein empfohlenen Dosierung über die Haut aufgenommen gut verträglich, kann aber bei höherer Dosierung unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, wie zum Beispiel allergische Reaktionen oder Hautausschläge und -reizungen3.

Wer sollte Pfefferminzöl nicht verwenden?

Pfefferminzöl sollte nicht bei Babys und Kleinkindern unter sechs Jahren sowie Asthma-Betroffenen angewendet werden, da die Einatmung des Menthols zu Atemnot und entsprechenden Asthmaanfällen führen kann8.

Pfefferminze & Pfefferminzöl: Weitere Anwendungsgebiete

Pfefferminzblätter und Pfefferminzöl werden schon seit langem als Heilmittel eingesetzt und sollen durch ihre Wirkmechanismen bei folgenden weiteren Indikationen helfen3:

Verdauungsproblemen

Pfefferminztee kann bei leichten Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl, Bauchschmerzen, leichten Bauchkrämpfen, Übelkeit und Blähungen helfen, indem er unter anderem die Darmmuskeln entspannt.

Erkältung

Pfefferminzöl kann bei einer Erkältung helfen, indem es Husten lindert und das Atmen bei einer verstopften Nase erleichtern. Dabei wird es als Inhalation, als Balsam auf der Haut oder als Bestandteil von Nasensprays verwendet.

Muskelschmerzen & Juckreiz

Äußerlich angewendet soll Pfefferminzöl kühlend, muskelentspannend und schmerzlindernd bei Juckreiz und Muskelschmerzen wirksam sein.

Stressabbau

In der Aromatherapie wird Pfefferminzöl in Kombination mit verschiedenen Entspannungsmethoden angewendet.

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Fazit

10%iges Pfefferminzöl kann bereits 15 Minuten nach der lokalen Anwendung auf Schläfen und Stirn bei Spannungskopfschmerzen helfen und Kopfschmerzen lindern. Die ist auf die verschiedenen Wirkungen der Pfefferminze, wie Kühlung, Entspannung, Schmerzlinderung sowie Vasokonstriktion (Gefäßverengung) zurückzuführen. Da diese Mechanismen auch an der Entstehung von Migräne-Kopfschmerzen beteiligt sind, wenden einige Betroffene Pfefferminzöl auch bei Migräne an. Einzelne Studien deuten auch auf einen positiven Effekt hin – es bedarf aber noch an weiter Forschung, um hier gesicherte Aussagen zu treffen.

Generell ist die Migränetherapie meist eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen. Es können daher weitere Akut- und Prophylaxe-Maßnahmen eingesetzt werden, wie zum Beispiel eine niedrig-glykämische Ernährung mithilfe von sinCephalea, der Migräne-App auf Rezept. Diese hat nicht nur den Vorteil, dass sie als nebenwirkungsfrei gilt, sondern auch, dass in Studien mit höchsten Qualitätsstandards eine Reduktion der Migränetage nachgewiesen werden konnte. Lass dir jetzt sinCephalea bei deinem behandelnden Fachpersonal verschreiben!
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Quellen

  1. Kooperation Phytopharmaka. Pfefferminze. Arzneipflanzenlexikon https://arzneipflanzenlexikon.info/pfefferminze.php (2020).
  2. Göbel, H., Heinze, A., Heinze-Kuhn, K., Göbel, A. & Göbel, C. Oleum menthae piperitae (Pfefferminzöl) in der Akuttherapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp. Schmerz 30, 295–310 (2016).
  3. Kligler, B. & Chaudhary, S. Peppermint oil. Am Fam Physician 75, 1027–1030 (2007).
  4. Westdeutsches Kopfschmerzzentrum. Kopfschmerz vom Spannungstyp. Universitätsklinikum Essen https://www.uk-essen.de/wkz/patienteninfos/erkrankungen/spannungs-kopfschmerz/ (2020).
  5. Rafieian-kopaei, M. et al. Comparing the effect of intranasal lidocaine 4% with peppermint essential oil drop 1.5% on migraine attacks: A double-blind clinical trial. Int J Prev Med 10, 121 (2019).
  6. Lopresti, A. L., Smith, S. J. & Drummond, P. D. Herbal treatments for migraine: A systematic review of randomised‐controlled studies. Phytotherapy Research 34, 2493–2517 (2020).
  7. Herberhold, C. Spannungskopfschmerz: Pfefferminzöl Ist Anderen Analgetika Ebenbürtig. (1996).
  8. Rembges, H. Homöopathie und Pfefferminze. AHZ 235, 23–25 (2007).
  9. Siva, Z. O. et al. Determinants of glucose metabolism and the role of NPY in the progression of insulin resistance in chronic migraine. Cephalalgia 38, 1773–1781 (2018).
  10. Yilmaz, N. et al. Impaired oxidative balance and association of blood glucose, insulin and HOMA-IR index in migraine. Biochem Med 145–151 (2011) doi:10.11613/BM.2011.023.
  11. Bernecker, C. et al. Oxidative stress is associated with migraine and migraine‐related metabolic risk in females. Euro J of Neurology 18, 1233–1239 (2011).
  12. Gruber, H.-J. et al. Hyperinsulinaemia in migraineurs is associated with nitric oxide stress. Cephalalgia 30, 593–598 (2010).
  13. Razeghi Jahromi, S. et al. Association of diet and headache. The Journal of Headache and Pain 20, 106 (2019).
  14. Evcili, G. Early and Long Period Follow-up Results of Low-Glycemic Index Diet for Migraine Prophylaxis. Agri (2018) doi:10.5505/agri.2017.62443.

Über den/die Autor:in

Foto des Autors

Miriam Jansen

Miriam musste wegen chronischer Migräne ihren Beruf aufgeben - und wurde in dieser Zeit zur Migräne-Expertin. Die Migräne hat ihr zu einem radikalen Lebenswandel verholfen: Sie lebt nun als digitale Nomadin in ihrem Bus und arbeitet als Texterin & als Schäferin auf einer Alp.
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