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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App
Getreu dem Sprichwort “Ein Unglück kommt selten allein!” berichten viele Migräne-Betroffene von zusätzlichen Erkrankungen, den sogenannten Doppel- oder Mehrfachdiagnosen oder auch Komorbiditäten. Komorbiditäten bei Migräne bezeichnen eine oder mehrere diagnostisch abgrenzbare Krankheitsbilder, die zusätzlich zu einer Grunderkrankung (hier: Migräne) vorliegen können 1.
Bei mir wurden beispielsweise Komorbiditäten wie Depressionen bei Migräne und ein zerebrales Aneurysma (eine krankhafte Erweiterung einer Gehirn-Arterie) diagnostiziert. Und damit reihen sich meine Komorbiditäten in die der meisten Migräne-Betroffenen ein. Denn Migräne-Betroffene weisen auf der körperlichen Ebene z.B. Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck oder eine koronare Herzerkrankung und chronische Schmerzsyndrome wie chronische Rückenschmerzen auf. Bei den psychischen Komorbiditäten der Migräne stehen Depressionen und Angsterkrankungen an erster Stelle 2.
Warum ist das Wissen über Komorbiditäten wichtig für meine Migränebehandlung?
Die eigenen Komorbiditäten bei Migräne zu kennen, kann sowohl für die Auswahl der Medikamente bei einem akuten Migräneanfall als auch in der medikamentösen Migräneprophylaxe wegweisend sein. Wegen meines Aneurysmas wurde mir beispielsweise geraten, Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol in der Akuttherapie zu meiden und stattdessen Aspirin zu nehmen.
Im Idealfall können prophylaktisch sogar zwei Erkrankungen mit einem Medikament behandelt werden. Wenn z.B. neben der Migräne eine Depression vorliegt und sich ein Antidepressivum als eine geeignete und wirksame Migräneprophylaxe erweist, hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Leidet man unter Migräne und Bluthochdruck, können Betablocker die Prophylaxe-Medikamente der Wahl sein, denn sie senken den Blutdruck und können Migräneattacken reduzieren.
Aber auch der gegenteilige Fall kann eintreten: Wurden Migräne und Depressionen diagnostiziert, werden oft keine Betablocker gegeben, da sie den Antrieb mindern und somit eine Depression verstärken können. Dann wird dich deine behandelnde Ärztin oder dein Arzt beraten und eine Alternative anbieten.
Wer hilft bei der Diagnose von Erkrankungen?
Oft ist der erste Gang zur Hausärztin oder dem Hausarzt, die deine Grunderkrankung und Komorbiditäten diagnostizieren können. Oft ist aber auch Spezialwissen nötig, weshalb die Überweisung zu einem Spezialisten eine häufige Konsequenz ist. Du kannst aber auch direkt zu einer Neurologin oder einem Neurologen gehen, der mit dem Krankheitsbild der Migräne sehr vertraut ist und so evtl. auch besser mögliche Komorbiditäten im Blick hat.
Es wird trotzdem häufig berichtet, dass Migräne-Betroffene nicht ernst genommen und mit der Diagnose „Spannungskopfschmerzen“ und dem Hinweis „Entspannen Sie sich mal!“ oder „Ich verschreib ihnen mal Physiotherapie!“ nach Hause geschickt werden. Diese Fehldiagnosen können natürlich zu Falschbehandlungen führen und so die Erkrankungen verschlimmern.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Migräne und den Komorbiditäten?
Einigen Grunderkrankungen und ihren Komorbiditäten liegen pathophysiologische Gemeinsamkeiten zugrunde wie z.B. den beiden Krankheiten Migräne und Depression. Es können Hormone bei Migräne und Depressionen wie Serotonin oder weibliche Sexualhormone eine zentrale Rolle spielen3. Darüber hinaus können Depressionen und Angsterkrankungen auch von einer stark ausgeprägten Migräne ausgelöst werden, denn wer unter chronischen Schmerzen leidet, kann sowohl Angst und Panik vor dem nächsten Anfall entwickeln, sowie stark unter Druck stehen, da man neben den chronischen Schmerzzuständen häufig auch Einbußen im beruflichen wie sozialen Umfeld zu verzeichnen hat. Somit bedingt die eine Krankheit die Andere 4.
Die Forschung der letzten Jahre konnte auch einen Zusammenhang zwischen Migräne und erhöhtem Schlaganfallrisiko nachweisen. Dieser Zusammenhang wurde insbesondere bei Migräne mit Aura, aber auch bei jungen Frauen, die die Antibabypille einnehmen, und bei Rauchern festgestellt. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind noch nicht geklärt, aber man weiß z.B. dass Migräne mit Aura mit zirkulierenden Gerinnungsfaktoren und einer Gefäßstörung assoziiert ist 5.
Im Falle meines Aneurysmas tut sich eine weitere Vermutung auf: Wer chronisch krank ist, wird höchstwahrscheinlich genauer und häufiger untersucht. Und dabei können Krankheiten diagnostiziert werden, die sonst vielleicht unerkannt geblieben wären. Wie z.B. mein Aneurysma. Ich höre von Migräne-Betroffenen, die ebenfalls zur Abklärung ihrer chronischen Migräne ins MRT geschoben wurden und auch mit einem Aneurysma-Befund rauskamen. Dies ist ein sogenannter Zufallsbefund und ist nicht ursächlich für die Migräne.
Häufige Komorbiditäten bei Migräne
- Arterieller Bluthochdruck
- Schlaganfall
- Koronare Herzerkrankung
- Depressionen (und Migräne)
- Angsterkrankungen
- Posttraumatische Belastungsstörung
- Schlafstörungen
- Andere Schmerzerkrankungen wie chronische Rücken- und Nackenschmerzen, Spannungskopfschmerzen und Fibromyalgie
- vestibuläre Erkrankungen wie Schwindel, Morbus Menière und Tinnitus
- Weitere Erkrankungen wie Epilepsie, Restless-Legs-Syndrom, Schilddrüsenerkrankungen, Adipositas (Fettleibigkeit), Magen-Darm-Erkrankungen wie Reizdarmsyndrom (und Migräne)
Wie kann mich sinCephalea unterstützen?
Die Migräne-App sinCephalea enthält ein Kopfschmerztagebuch, in dem du deine Kopfschmerzen, Migräne Symptome, sowie die eingenommenen Medikamente eintragen kannst. Auch deine Schlafqualität kannst du mit sinCephalea im Blick behalten. Die geloggten Daten kannst du dann über einen monatlichen Arztreport deinen behandelnden Ärzt:innen zukommen lassen. So können diese sehen, wie oft du Migräne hast, welche Symptome auftreten oder wie deine Schlafqualität ist. Das kann sowohl bei der Behandlung von Migräne helfen als auch mögliche Hinweise zu Komorbiditäten liefern. Der Hauptfokus der Migräne-App liegt allerdings auf der Einführung einer niedrig-glykämischen Ernährung, die deinen Blutzucker eher niedrig stabil hält und so effektiv Migräneattacken vorbeugt.
Fazit
Migräne-Patient:innen sind häufig mit einer Vielzahl von Komorbiditäten konfrontiert, darunter Depressionen bei Migräne, Angsterkrankungen, Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Reizdarmsyndrom und verschiedene Schmerzsyndrome. Die Kenntnis über die Begleiterkrankungen ist entscheidend für eine wirksame Migränetherapie. Sie ermöglicht nicht nur die Auswahl geeigneter Medikamente, sondern kann auch die Möglichkeit bieten, zwei oder mehr Erkrankungen mit einem Medikament zu behandeln, wenn dies angemessen ist. Deshalb ist es sehr wichtig zu verstehen, welche individuellen Probleme jemand hat, inklusive möglicher anderer Krankheiten. Nur so kann man eine ganzheitliche Behandlung entwickeln. Mit sinCephalea ermöglichen wir eine nicht-medikamentöse Migräneprophylaxe, um deine Migräne zu reduzieren, was sich auch positiv auf Komorbiditäten auswirken kann.
Quellen
- Kaspar, U. Komorbidität und Migräne – www.headache.ch. https://www.headache.ch/Komorbiditaet_Und_Migraene.
- Müller, D., Diener, H. C., Fritsche, G., Huhn, J.-I. & Rabe, K. F. Komorbiditäten der Migräne: praktische Behandlungskonsequenzen. Aktuelle Neurol. 40, 213–223 (2013).
- Zhang, Q., Shao, A., Jiang, Z., Tsai, H. & Liu, W. The exploration of mechanisms of comorbidity between migraine and depression. J. Cell. Mol. Med. 23, 4505–4513 (2019).
- Minen, M. T. et al. Migraine and its psychiatric comorbidities. J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry 87, 741–749 (2016).
- Øie, L. R., Kurth, T., Gulati, S. & Dodick, D. W. Migraine and risk of stroke. J. Neurol. Neurosurg. Psychiatry 91, 593–604 (2020).